Wie ist die Konsumstimmung auf dem weltgrößten Goldmarkt?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 25.09.2020
China ist seit fast einer Dekade nicht nur weltweit führender Goldproduzent, sondern seit etlichen Jahren auch der größte Markt für private Goldkäufer. In Folge der Corona-Pandemie und einer schwächeren Konjunktur fiel der Goldkonsum in China nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters im ersten Halbjahr 2020 um 38 Prozent auf trotzdem noch beeindruckende 323,29 Tonnen. Allerdings gibt es seit kurzem – wie auch im chinesischen Gold-Investment-Sektor – deutliche Zeichen der Erholung. Aufgrund der Bedeutung des privaten Goldkonsums in China für die Gesamtnachfrage nach physischem Gold hat der World Gold Council kürzlich eine Umfrage unter mehr als 2000 chinesischen Konsumenten und Privatanlegern durchgeführt.
Mangelnde Transparenz bei Qualität und Preis verunsichert Käufer
Bei Gold als Investment schätzen chinesische Privatanleger besonders die Simplizität und Sicherheit der Investition sowie ihre Eignung als langfristiges Investment. Allerdings gibt es zwei Faktoren, die viele Chinesen als ernsthaftes Hindernis beim Goldkauf empfinden: 64 Prozent der Befragten gaben an, dass sie befürchten, Gold mit einem geringeren Reinheitsgrad als angegeben bzw. eine Fälschung zu erwerben. Als weiteres Problem gaben 29 Prozent der Befragten an, dass sie die Preisbildung bei Gold nicht nachvollziehen könnten. Bei Goldschmuck, der sich mit 62 Prozent einer insgesamt hohen Beliebtheit bei chinesischen Frauen erfreut, offenbart die Umfrage einen möglicherweise anstehenden Generationenwechsel: In der Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen Frauen in China ist das Interesse an Goldschmuck deutlich geringer ausgeprägt als im weltweiten Durchschnitt.
Potenzial für weiteres Nachfragewachstum vorhanden
Knapp ein Viertel der befragten Privatinvestoren hat trotz bekundetem Interesse noch nie physisches Gold erworben – aus den genannten Gründen. Mehr Transparenz durch nachvollziehbarere Qualitätsstandards und mehr Aufklärung hinsichtlich der Preisbildung bei Gold könnte dieses bislang ungenutzte Potenzial aktivieren. Ähnlich sieht es auf dem Goldschmuckmarkt aus: Von den Befragten gab knapp die Hälfte an, den angebotenen Schmuck als altmodisch und unpassend zu empfinden – ein Signal, dass die chinesische Schmuckindustrie zumindest aktuell viele moderne und junge Konsumentinnen nicht erreicht.