Zentralbanken kaufen wieder mehr Gold
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 26.02.2021
In zweiten Halbjahr 2020 brachen die Nettozukäufe von Gold seitens der Zentralbanken stark ein; einige Länder trennten sich sogar zum Teil von ihren Goldreserven. Russland, einer der stärksten Goldkäufer der letzten Jahre, drosselte bereits im zweiten Quartal 2020 seine Zukäufe und stellte sie im dritten Quartal ganz ein. Dies veranlasste einige Anleger zu der Frage, ob das Interesse der Zentralbanken an Gold geschrumpft und dies eventuell als Indiz für deren Markteinschätzung zu werten sei.
Zentralbanken handeln nicht zwingend wie institutionelle Investoren
Natürlich folgen Zentralbanken auch anlagestrategischen Erwägungen beim Management ihrer Währungsreserven, zu denen Gold zählt. Zentralbanken ist eine gewisse Performance ihrer Investitionen nicht völlig unwichtig, sie spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Erkennbar war das gerade beim Verhalten vieler Notenbanken im vergangenen Jahr: Ab dem dritten Quartal gingen die Goldzukäufe stark zurück, als die Goldpreisrallye noch in vollem Gange war. Hingegen zog die Goldnachfrage der Zentralbanken im vierten Quartal wieder deutlich an, obwohl das Edelmetall eine deutliche Kurskorrektur erfahren hatte. Hier wird klar ersichtlich, dass die Zentralbanken von anderen Motiven geleitet wurden als institutionelle Investoren.
Covid-19 beeinflusste 2020 auch das Verhalten der Zentralbanken
Das Gold der Zentralbanken dient – wie die anderen Währungsreserven auch – u.a. als Liquiditätsreserve in Krisenzeiten, und dazu zählt die Covid-19-Pandemie natürlich auch. Aktive Goldverkäufe halfen dabei, die in Folge der Pandemie entstandenen fiskalischen Eintrübungen aufzufangen. Gleichzeitig hatten Goldzukäufe angesichts explodierender Staatsausgaben keine Priorität. Gegen Ende des Jahres, als sich herausstellte, dass die konjunkturellen Einbrüche in vielen Volkswirtschaften weniger dramatisch sein würden als zunächst befürchtet, wurden die Goldreserven vieler Zentralbanken wieder aufgestockt. Trotzdem gab es 2020 laut dem World Gold Council insgesamt 59 Prozent weniger Nettozukäufe als 2019, das allerdings in dieser Hinsicht ein absolutes Rekordjahr gewesen war. Und bislang setzt sich 2021 der positive Trend fort: Anfang Februar summierten sich die weltweiten Goldreserven der Zentralbanken auf 35.196,9 Tonnen – einer der höchsten Werte aller Zeiten.