Zentralbanken kaufen wieder mehr Gold
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 02.08.2022

Nach jüngst veröffentlichten Daten des World Gold Council haben Zentralbanken im ersten Halbjahr 2022 weltweit 269,63 Tonnen Gold zu ihren Fremdwährungsreserven hinzugefügt – 14 Prozent weniger als im Rekordjahr 2021, als die weltweiten Goldreserven den höchsten Bestand seit 30 Jahren erreichten, aber eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Jahren davor. 2020 kauften die Notenbanken im gleichen Zeitraum nur 204,51 Tonnen Gold, im gesamten Jahr waren es 254,96 Tonnen. Der aktuelle globale Gesamtbestand an Goldreserven betrug Anfang Juni 35.427,8 Tonnen.
Ergebnisse der Zentralbankenumfrage 2022 lassen weitere Goldzukäufe erwarten
Nachdem sich die Goldzukäufe im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres fast verdoppelt haben, erwarten Marktexperten für das dritte und vierte Quartal eine Fortsetzung dieses Wachstumstrends. In der vom World Gold Council in Zusammenarbeit mit dem britischen Meinungsforschungsinstitut YouGov im Juni 2022 durchgeführten Erhebung der Einstellungen und Absichten der Zentralbanken haben 25 Prozent der befragten Notenbanken einen Ausbau ihrer Goldreserven angekündigt – nach 21 Prozent im Vorjahr und 20 Prozent im Jahr 2020. 70 Prozent der Notenbanken gaben an, ihre Goldreserven unverändert zu lassen.
74 Prozent der Zentralbanken favorisieren die Wertspeicherfunktion von Gold
Von allen Gründen, Goldreserven zu halten oder auszubauen, ist den jährlich befragten Notenbanken die Funktion von Gold als Inflationsschutz und Wertspeicher am wichtigsten, wie fast drei Viertel der befragten Institute angaben. Deshalb erhöhen in diesem Jahr etliche Zentralbanken ihre Goldreserven, auch wenn sich die aktuelle Dollarstärke und die Leitzinserhöhungen tendenziell hinderlich für die Goldpreisentwicklung auswirken. In der Praxis kann dies jedoch durchaus anders aussehen: Kurz nach der kräftigen Zinsanhebung der FED auf 2,25 bis 2,5 Prozent stieg der seit einiger Zeit unter Druck stehende Goldpreis in US-Dollar auf ein Dreiwochenhoch.