Verunsicherung an den Märkten treibt den Goldpreis auf neue Sechsjahreshochs
Marktkommentar Michael Blumenroth – 08.08.2019
Wöchentlicher Marktbericht
Terminbedingt muss ich bereits heute (Donnerstag) diese Zeilen schreiben, und es gibt bereits eine ganze Menge zu berichten – für Goldanleger durchaus Erfreuliches.
Thema der Woche ist natürlich der sich vermeintlich weiter hochschaukelnde Handelskonflikt zwischen den USA und China. Dieser ließ an den Märkten die Befürchtung aufkeimen, dass die Weltkonjunktur doch stärker als erwartet ausgebremst werden könnte.
Am Montag hatte der chinesische Yuan relativ deutlich abgewertet und wurde erstmals seit elfeinhalb Jahren über der Marke von 7 Yuan pro US-Dollar gehandelt. Im Gegensatz zu den Vormonaten unternahm die chinesische Zentralbank nichts, um sich der Yuan-Schwäche entgegenzustellen. Dies wurde von den Investoren als Signal gesehen, dass China auf die Zollerhöhungen Donald Trumps mit einer Abwertung der eigenen Währung reagieren könnte. Diese Abwertung könnte den Effekt der US-Zölle auf chinesische Waren teilweise ausgleichen.
Anleger suchen Zuflucht in sicheren Häfen
Aus Sorge vor einem Abwertungswettlauf an den Währungsmärkten und infolge weiterer eher schwacher Konjunkturdaten, die Anfang bis Mitte der Woche rund um den Globus veröffentlicht wurden, zogen einige Investoren die Notbremse. Das heißt, Aktien wurden ebenso verkauft wie konjunkturabhängig gehandelte Rohstoffe wie Kupfer oder Öl. Die dort freiwerdenden Gelder wurden in sichere Anlagen investiert. Das heißt an den Währungsmärkten in Yen und Franken, an den Staatsanleihemärkten in alles, was zu haben war. Und an den Rohstoffmärkten in Gold und Silber.
Staatsanleihen mit negativer Rendite
An den Anleihemärkten kam es dabei zu neuen (zyklischen oder Allzeit-) Tiefständen bei nahezu allen Staatsanleihen in längerer Laufzeit. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries fiel auf den tiefsten Stand seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten Ende 2016 (1,59 Prozent, letzten Herbst hieß es hier noch 3,15 Prozent). Zehnjährige deutsche Staatsanleihen rentierten am Mittwochnachmittag bei minus 0,61 Prozent; selbst 30-jährige Bunds bei minus 0,165 Prozent. Dies bedeutet, dass sämtliche deutsche Staatsanleihen negativ rentierten. Gestern senkten drei asiatische Zentralbanken die dortigen Leitzinsen deutlicher als von den Märkten erwartet worden war, was für viele Marktbeobachter der Startschuss für eine neue Zinssenkungsrunde rund um den Globus zu sein scheint.
Gold steigt erstmals seit 2013 auf über 1.500 US$
Niedrige und in vielen Ländern gar negative Renditen für Anleihen. Ein gegen Yen, Franken und auch den Euro sich abschwächender US-Dollar. Und die Furcht vor weiteren Marktturbulenzen. Da ließ Gold sich nicht lange bitten. In US-Dollar betrachtet handelte das Gold am Freitagvormittag vergangener Woche bei 1.439 $/Unze. Montagnacht nach der Abwertung des Yuan sprang der Goldpreis auf neue Sechsjahreshochs und kletterte dann Schritt für Schritt (mit kleinen Rücksetzern am Dienstag) aufwärts bis auf das neue Sechsjahreshoch bei 1.510,40 $/Unze gestern Nachmittag. Nachdem sich die gestrige leichte Panik an den Märkten – die sich in den rekordniedrigen Renditen und einer schwachen Eröffnung der US-Aktienmärkte ausdrückte – etwas gelegt hatte, setzte Gold heute Nacht noch einmal auf 1.492 $/Unze zurück und notiert nun (Donnerstagvormittag) um die 1.500 $/Unze herum.
Im Gegensatz zum Frühjahr scheint der Euro diesmal nachgefragt zu werden, wenn der Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter eskaliert – der zugrunde liegende Gedanke ist, dass die USA sich damit auch selbst schaden. So stieg der Euro im Wochenverlauf um mehr als einen Cent an.
Auch Xetra-Gold legt im Wochenverlauf kräftig zu
Von 41,70 €/Gramm am Freitagvormittag vergangener Woche kletterte der Xetra-Gold-Preis bis gestern Nachmittag auf ein neues zyklisches Hoch bei 43,20 €/Gramm gestern Nachmittag, als die Renditen/Marktzinsen ihre neuen zyklischen Tiefs erreicht hatten. Ebenfalls ein Sechs-Jahres-Hoch. Heute (Donnerstag) Morgen startet der Xetra-Gold-Preis bei 42,95 €/Gramm.
Viel wird nun davon abhängen, ob wir in den letzten Stunden nur eine Zwischenerholung an den Aktienmärkten und für die Renditen gesehen haben, oder ob der Trend nun umgekehrt und die Entwicklung sich als nachhaltig erweist. Viele Marktteilnehmer zeigen sich aktuell verunsichert. Die Liquidität an den Märkten ist ferienbedingt dünn. Ausschläge in beide Richtungen könnten also schneller und extremer kommen, als wir es gewohnt sind.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames, sommerliches Wochenende.