US-Inflationsdaten schocken auch Goldinvestoren
Marktkommentar Michael Blumenroth – 16.09.2022
Wöchentlicher Marktbericht

Das absolute Datenhighlight dieser Woche mischte die Karten an den Märkten neu. Die mit Spannung erwarteten Verbraucherpreisdaten für August aus den USA schockierten die Investoren, die auf einen zügig nachlassenden Inflationsdruck gesetzt hatten. Zwar sank die Inflationsrate von 8,5 Prozent im Juli auf 8,3 Prozent. Erwartet wurde jedoch ein Rückgang auf 8,1 Prozent. Und, schlimmer noch, die Kernrate der Inflation – hierfür werden Preise für Lebensmittel und Energie herausgerechnet – stieg deutlich von 5,9 auf 6,3 Prozent an, was ebenfalls 0,2 Prozentpunkte über den Erwartungen lag.
Gold auf tiefsten Stand seit Juli 2020
Die Marktreaktionen waren heftig: Der US-Dollar wertete deutlich auf, zum Euro mehr als zwei Prozent. Die Kapitalmarktzinsen stiegen deutlich an, in den USA rentieren zweijährige Staatsanleihen mit rund 3,90 Prozent heute Morgen so hoch wie zuletzt vor 15 Jahren. Die Märkte preisen nun einen US-Leitzins von knapp 4,50 Prozent für März 2023 ein. Deutliche Zinsschritte dürften also die Regel bleiben. Zwar hätte man annehmen können, dass Gold als „sicherer Hafen“ nach den herben Kursverlusten an den US-Aktienmärkten gesucht worden wäre. De facto beeinflusste aber insbesondere der Renditesprung die Stimmung der Anleger. Nachdem die Goldpreise gestern zunächst ihr bisheriges Jahrestief unterschritten, purzelten sie noch weiter abwärts auf den tiefsten Stand seit Juli 2020.
Gold in US-Dollar und Euro
Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens noch bei 1.721 US$ je Unze, zeigte es am Montag aufgrund des dann etwas schwächeren Kurs des US-Dollars noch einmal Stärke und kletterte bis auf 1.735. Nach den US-Inflationsdaten rutschten die Goldpreise dann aber unter die Marke von 1.700. Eine weitere Verkaufswelle traf die Märkte gestern, so dass Gold heute Morgen um 8 Uhr bei rund 1.660 notierte.
Der Xetra-Gold-Preis notiert ebenfalls schwächer. Handelte Xetra-Gold am vergangenen Freitag morgens noch bei 54,90 € pro Gramm und am Nachmittag im Wochenhoch während der üblichen Handelszeiten bei 55,25, setzte es anschließend bis auf 53,50 gestern Nachmittag zurück. Heute Morgen notierte Xetra-Gold um 8 Uhr bei rund 53,45.
Anstehende Fed-Sitzung im Fokus
Die kommende Börsenwoche beginnt mit Feiertagen in London und Tokio. Der weitere Verlauf dürfte maßgeblich vom Ausgang des Treffens der US-Notenbank Fed bestimmt werden. Die Goldpreise bräuchten vermutlich eine verhaltener als erwartet agierende Fed um aus dem aktuellen Bewertungsloch zeitnah wieder herauszukommen.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, ruhiges Wochenende.