Seit mehr als 100 Jahren wird der Referenzkurs für Gold in London ermittelt
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 24.10.2019
Zwar wird bereits seit dem 17. Jahrhundert am London Bullion Market der Goldpreis bestimmt, die Marktstruktur jedoch, wie sie bis heute genutzt wird, wurde erst am 12.09.1919 auf Wunsch der Bank of England eingeführt. Ziel war es, einen deutlich transparenteren Goldmarkt zu schaffen, der engere Handelsspannen für Käufer und Verkäufer ermöglichen sollte. Wobei "transparent" relativ zu sehen war, denn am Anfang beteiligten sich nur drei Banken an dem Preisfindungsprozess. Heute hat der London Gold Fix 15 Mitglieder.
Zentraler Indikator für außerbörsliche Goldgeschäfte
Das Londoner Goldfixing wurde an jedem Börsentag um 11:30 Uhr MEZ im Bankhaus Rothschild durchgeführt, indem Banker ihren Kunden – institutionellen Investoren, Minengesellschaften und großen Goldhändlern – einen Goldpreis vorschlugen. Wollte die Mehrheit der Befragten in der Folge Gold verkaufen, war der vorgeschlagene Preis zu hoch, wollten die meisten Kunden Gold erwerben, war er zu niedrig. Der Goldpreis wurde daraufhin so lange justiert, bis ein Gleichgewicht von Kauf- und Verkaufgesuchen erreicht war. Dieses Preisfeststellungsprinzip hat sich bis heute nicht geändert.
Ständige Aktualisierungen und Optimierungen kennzeichnen den Prozess
Im Lauf von 100 Jahren haben sich nicht nur die Märkte, sondern auch das Londoner Goldpreisfixing weiterentwickelt. So wurde die ursprüngliche Referenzwährung, das britische Pfund, 1968 vom US-Dollar abgelöst. Auch wurde eine zweite Preisfeststellungsrunde um 18 Uhr MEZ eingeführt, um rechtzeitig zur Eröffnung des US-Marktes einen aktuellen Referenzkurs stellen zu können.
Auch die Überwachung des London Gold Fix, der 2015 in LBMA Gold Preis umbenannt wurde, und der Schutz vor Preismanipulation wurden immer wieder verbessert. War zunächst die Bank of England selbst für die Regulierung zuständig, ist es heute eine unabhängige Instanz, die der britischen Finanzaufsichtsbehörde untersteht. Obwohl der London Gold Fix seit seiner Einführung mit Manipulationsvorwürfen zu kämpfen hatte und häufig Gegenstand von Untersuchungen war, gibt es bis heute nur einen einzigen nachgewiesenen Fall. Im Jahr 2012 hatte ein Trader der Barclays-Bank den Goldpreis manipuliert; die Bank musste damals 44 Millionen US$ Strafe zahlen.