Libra und Gold: Konkurrenz oder Ergänzung?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 28.06.2019
Facebook will im nächsten Jahr mit dem Libra eine digitale Währung einführen
Viel wurde schon über die Gemeinsamkeiten von Gold und Kryptowährungen geschrieben – z.B. die weitgehende Unabhängigkeit von staatlichen Eingriffen und eine ähnlich hohe jährliche Produktionsrate –jedoch noch mehr über den zentralen Unterschied: Während Gold eines der ältesten und härtesten Zahlungsmittel der Welt ist, haben die extremen Wertschwankungen von Bitcoin & Co über die letzten Jahre klar gezeigt, dass Kryptowährungen alles andere als ein sicherer Hafen, nämlich vielmehr Spekulationsobjekte für risikofreudige Anleger, sind. Mit dem Aufkommen sogenannter Stablecoins könnte sich dies nun ändern.
Der Libra – Kryptowährung mit festem Referenzwert
Facebook will im nächsten Jahr mit dem Libra eine digitale Währung einführen, die sich auf eine stabile Währung bzw. Währungspaare beziehen soll, z.B. US-Dollar, Euro und Schweizer Franken. Extreme Kurssprünge wie bei Bitcoins wären damit unmöglich. Gleichzeitig soll die neue Kryptowährung zu 100 Prozent durch entsprechende Einlagen der Referenzwährung(en) abgesichert werden. Damit besäße der Libra einen intrinsischen Wert und wäre tatsächlich eine harte, nur von Kursschwankungen der Referenzwerten bewegte Währung, die man ohne Bankkonto oder Kreditkarte nutzen könnte. Gerade in Schwellenländern könnte dies den privaten Zahlungsverkehr revolutionieren. Hier wäre der Libra dem physischen Gold tatsächlich überlegen, da die Währung besser teilbar ist und weniger Tauschverluste entstehen würden. Verzinst wird der Libra nicht, aber das wird Gold ja auch nicht.
Könnte der Libra die weltweiten Finanzsysteme destabilisieren?
Neben Bedenken seitens Datenschützern sind es vor allem geldpolitische Aspekte, die den Libra zu einer Gefahr für nationale Geldsysteme werden lassen könnten – ganz im Gegensatz zu Gold, das sich als harter Fels in der Krisen-Brandung bewährt hat. Zentralbanken warnen vor der Abhängigkeit ganzer Staaten von einigen wenigen Großunternehmen, die hinter dem Libra stehen, und gerade in inflationsgeplagten Ländern wie Argentinien oder der Türkei könnte der Libra schnell zur harten Parallelwährung werden und damit die geldpolitischen Bemühungen der Länder konterkarieren.
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