Jerome Powell versus Gold
Marktkommentar Michael Blumenroth – 10.03.2023
Wöchentlicher Marktbericht

Ein überzeugender Wochenstart des edelsten aller Metalle wurde vom Gouverneur der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, am Dienstagnachmittag jäh ausgebremst. Was war passiert?
In seiner Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats bekräftigte er, dass die Fed auch zukünftig robust gegen die anhaltend hohe Inflation vorgehen werde. Die Marktakteure fokussierten sich dabei insbesondere auf einen Satz in seiner Rede, nämlich, dass die US-Notenbank bereit wäre, das Tempo der Zinserhöhungen wieder zu erhöhen, falls die Konjunkturdaten dies erforderten. Wir erinnern uns: Im Rahmen der letzten beiden Sitzungen hatten die Währungshüter gerade erst einmal Druck vom Gaspedal genommen, und das Ausmaß der Leitzinserhöhungen von 0,75 über 0,50 auf 0,25 Prozentpunkte zurückgeschraubt.
Stärkere Zinserhöhungen, höherer Zinsgipfel?
Genau deshalb hatten die Finanzterminmärkte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Zinserhöhung in Höhe von 0,25 Prozentpunkten auch für die kommende Fed-Sitzung am 22. März angenommen. Nun aber wurde unmittelbar nach Powells Worten eine Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte mit einer 65-prozentigen Wahrscheinlichkeit eingepreist. Powell wies zudem darauf hin, dass der Zinsgipfel wahrscheinlich höher sein dürfte als die Währungshüter vor der Veröffentlichung der Arbeitsmarkt- und Verbraucherpreisdaten für den Januar angenommen hatten. Auch hier reagierten die Finanzmärkte schnell und preisten den Zinsgipfel nun bei rund 5,65 Prozent ein, nach 5,47 Prozent noch am Dienstagvormittag.
Renditen für US-Treasuries über 5-Prozent-Marke
Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen zogen deutlich an und notierten erstmals seit 2007 über der Marke von 5,0 Prozent. Auch der handelsgewichtete US-Dollar-Index wertete 1,3 Prozent auf. Mehr als fünf Prozent per annum Rendite auf eine als „sicher“ geltende Anlageform für zwei Jahre: Das blies nicht nur den Aktienmärkten, sondern auch den Rohstoffmärkten und hier insbesondere Gold einen eisigen Gegenwind ins Gesicht.
Gold im Wochenvergleich schwächer
Notierte Gold am Freitagmorgen vergangener Woche noch bei 1.844 US$ pro Unze und Dienstagmittag im Wochenhoch bei 1.858, schickten Powells Worte das gelbe Metall auf Talfahrt. Es rutschte bis auf 1.809,50 am Mittwochmorgen, bevor es in einer Gegenbewegung gestern auf 1.834 klettern konnte, nachdem die Renditen und der US-Dollar einen Teil ihrer Zuwächse wieder abgegeben hatten. Heute Morgen notieren die Goldpreise um acht Uhr bei 1.832. Der deutliche Rücksetzer der US-Renditen heute Nacht infolge der Verluste an den Aktienbörsen gestern Abend in den USA bzw. heute Morgen in Asien hat somit die Goldpreise noch nicht stark beeinflusst.
Auch der Xetra-Gold-Preis gab etwas nach. Handelte Xetra-Gold vergangene Woche noch bei 55,85 € pro Gramm und im Wochenhoch am Montag bei 56,05, purzelte es am Dienstag nach Powells Ausführungen auf 55,15 abwärts. Heute Morgen dürfte Xetra-Gold wieder etwas höher bei rund 55,60 in den Handel starten.
Ausblick: US-Arbeitsmarkt- und Verbraucherpreisdaten
In den kommenden Tagen stehen wichtige Veröffentlichungen im Datenkalender: Heute Nachmittag weisen zunächst die US-Arbeitsmarktdaten den Märkten die Richtung – je besser diese ausfallen, desto stärker dürfte der Aufwärtsdruck auf die US-Anleiherenditen und den US-Dollar ausfallen - und umgekehrt. Am Dienstag kommender Woche schließlich werden die Finanzmärkte gebannt der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreisdaten für den Februar harren.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, möglichst trockenes Wochenende.