Goldpreise schwankungsfreudig nach US-Notenbank-Sitzung
Marktkommentar Michael Blumenroth – 19.03.2021
Wöchentlicher Marktbericht
Die laufende Woche stand ganz eindeutig im Bann der Sitzung der US-Notenbank Fed, die am Mittwochabend endete. Mit Verve wurde im Vorfeld des Treffens die Frage erörtert, ob die Währungshüter infolge der gestiegenen Inflationserwartungen und der in den vergangenen Wochen deutlich höheren Kapitalmarktzinsen für langlaufende Anleihen ihre Prognosen für den ersten Zinsschritt aufwärts im Jahr 2024 vorziehen würden. Die Märkte hatten kürzlich sogar schon einen Zinsschritt für 2022 und zwei bis drei weitere für 2023 eingepreist, was vielleicht doch etwas forsch erschien.
Fed erteilt vorgezogenen Zinserhöhungen eine Absage
Die US-Notenbanker enttäuschten diejenigen, die auf unveränderte Leitzinsen für längere Zeit gehofft hatten, nicht. Nur sieben von 18 Mitgliedern des Offenmarktausschusses der Fed sehen das Potential für erste Zinserhöhungen bereits vor dem Jahr 2024. Dies, obgleich die Währungshüter selbst einen Anstieg der Inflationsrate auf 2,4 Prozent in diesem Jahr und gleichzeitig einen deutlichen Aufschwung der Wirtschaft und Verringerung der Arbeitslosenquote erwarten.
Dollar und Goldpreise im Bann der US-Renditen
Die Botschaft der US-Notenbank war also, dass sie für einen begrenzten Zeitraum ein Überschießen der Inflation über die Zielmarke von 2,0 Prozent tolerieren würde und den Anstieg der langfristigen Kapitalmarktzinsen als Ausdruck der Erholung der Wirtschaft und nicht als Hindernis ansehen werde, das beseitigt werden muss. Dies hatte zur Folge, dass in einer ersten Reaktion auf das Sitzungsergebnis die Renditen der US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis zu sieben Jahren sanken, diejenigen der länger laufenden jedoch deutlich anstiegen. Lehrbuchgemäß sollte eine derartige Konstellation den US-Dollar schwächen, was auch der Fall war. Die Goldpreise zogen daraufhin auf ihr Wochenhoch an. Am Donnerstag änderten die Marktteilnehmer ihre Interpretation der Fed-Sitzungsergebnisse und fokussierten sich auf die hohen Inflationserwartungen. Es folgte ein Anstieg der US-Renditen auf ein 14-Monatshoch (zehnjährige US-Staatsanleihen) bzw. sogar auf 18-Monatshochs (30-jährige US-Staatsanleihen), der US-Dollar legte zu, die Goldpreise gaben daraufhin nach.
Gold in US-Dollar seit gestern Abend leicht erholt
Der Goldpreis fiel zwar zunächst von 1.710 US$ pro Unze am vergangenen Freitagmorgen bis auf 1.699,50 am Freitagnachmittag. Danach erholte er sich aber deutlich bis auf knapp 1.730 zum Wochenschluss. Im Anschluss an die Fed-Sitzung hüpfte er bis auf 1.755, gab aber am Donnerstag aufgrund des festen US-Dollars und der steigenden US-Renditen wieder bis auf 1.720 nach. Mit seit gestern Abend wieder etwas sinkenden Renditen in den USA notiert Gold aktuell wieder etwas höher bei 1.744.
Xetra-Gold mit ähnlicher Preisentwicklung
Der Xetra-Gold-Preis bewegte sich während der üblichen Handelszeiten parallel. Nach 46,10 € pro Gramm am vergangenen Freitagmorgen sank er bis auf 45,80 am Freitagnachmittag. Von hier rückte er dann aber bis auf sein Wochenhoch bei 47,05 am Dienstag vor. Die Höchstkurse von Gold gegen US-Dollar ereigneten sich außerhalb der Handelszeiten für Xetra-Gold. Nach einem Rücksetzer auf 46,40 gestern Nachmittag wurde Xetra-Gold zur Handelseröffnung heute um 47,00 gehandelt.
Die Goldpreise werden sich vermutlich weiterhin von den Anleihe- und Währungsmärkten inspirieren lassen. Den deutlichen Anstieg der US-Renditen im Anschluss an die Fed-Sitzung haben sie jedoch recht gut verdaut.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames, vielleicht letztmalig winterlich- kaltes Wochenende.