Gold ignoriert die Kapriolen anderer Märkte
Marktkommentar Michael Blumenroth – 08.10.2021
Wöchentlicher Marktbericht
Während es an einigen Märkten im Verlauf dieser Woche zu extremen Preisbewegungen kam, behielten die Goldpreise mit stoischer Ruhe konstant die Marke von 1.750 US$ im Blick. Besonders ausgeprägte Preisschwünge gab es an den Terminmärkten für europäisches Erdgas. Der Preis des aktiven Kontraktes sprang am Dienstag von 100 auf 120 € pro MWh, am Mittwoch auf 162 und stürzte dann bis Donnerstagmorgen auf 81 ab, nur um sich wieder auf 100 € pro MWh zu erholen. Seit Jahresbeginn hat sich der Preis damit verfünffacht. Der Erdgaspreis hat für die Märkte auf diesem Niveau eine recht hohe Relevanz, da er zum einen die Inflationsraten weiter nach oben schiebt. Auch kann es zu Verdrängungseffekten kommen, da einige Produktionsbetriebe Erdgas durch Öl ersetzen, was wiederum auch die Ölpreise verteuert. Zudem haben aufgrund der steigenden Erdgaspreise viele Verbraucher – wie auch der Autor dieser Zeilen – zukünftig weniger Geld für andere Ausgaben im Portemonnaie.
Gegenwind von US-Dollar und US-Staatsanleihen?
Da die Verteuerung der Erdgaspreise die Eurozone stärker trifft als die USA und weil der US-Dollar gemeinhin als sicherer Währungshafen gilt, stieg der Greenback zum Euro auf ein 15-Monats-Hoch. Dies bedeutete wie so oft Gegenwind für die Goldpreise. Auch der Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen auf Vier-Monats-Hochs – heute Morgen rentieren zehnjährige bei rund 1,60 Prozent – stellt einen eher preisdämpfenden Faktor für Gold dar. Profitiert haben könnten die Goldpreise jedoch gerade von ihrem Status als „sicherer Hafen“ und seinem Ruf als „Inflationsschutz“, der einen ansonsten zu erwartenden Rücksetzer aufgrund o.a. Einflussfaktoren verhinderte.
Goldpreisentwicklung in US-Dollar und Euro
Gold konnte trotz des starken US-Dollars und gestiegener Kapitalmarktzinsen im Wochenverlauf leicht zulegen. Es stieg zunächst von 1.754 US$ pro Unze am Freitag vergangener Woche bis auf 1.770 am Montagnachmittag. Das Wochentief markierten die Preise am Mittwoch bei 1.746– verglichen mit anderen Rohstoffen eine äußerst frugale Handelsspanne in dieser Woche. Heute Morgen handelt es bei rund 1.760.
Der Xetra-Gold-Preis legte auch aufgrund des schwächeren Euros moderat zu. Während der üblichen Handelszeiten fiel er von 48,70 € pro Gramm am vergangenen Freitag bis auf 48,35 am Montagmittag. Gestern hüpfte der Preis bis auf 49,10, heute Morgen dürften zum Handelsstart ungefähr 49,00 aufgerufen werden.
Ausblick: Fokus auf US-Arbeitsmarktdaten
Mit Spannung wird der heutige US-Arbeitsmarktbericht erwartet. Marktakteure erhoffen sich Hinweise darauf, ob dieser so gut ausfällt, dass die US-Notenbank im November den Einstieg in den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm ankündigen könnte.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames, goldenes Oktober-Wochenende.