Gegenwind für Gold flaut noch nicht ab
Marktkommentar Michael Blumenroth – 09.09.2022
Wöchentlicher Marktbericht
Für die Windböen, die den Goldpreisen diese Woche ins Gesicht bliesen und das Leben schwer machten, haben sich die Preise noch relativ gut gehalten. Die Notenbanken gehen weltweit weiterhin robust gegen steigende bzw. anhaltend hohe Inflationsraten vor. Gestern reihte sich sogar die EZB in den Reigen der Notenbanken ein, die Zinsschritte in Höhe von 0,75 Prozentpunkten wagten: Kanada hatte am Vortag noch einmal demonstriert, wie dies geht. Die USA könnten am 21. September mit einer Leitzinserhöhung in nämlicher Größenordnung folgen.
Schwacher Euro, starker Dollar
Der Zinsschritt der EZB war an den Märkten zuvor schon mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erwartet worden. Er half deshalb dem Euro nicht auf die Sprünge, sodass dieser weiter an bzw. unterhalb der Parität zum US-Dollar notiert. Der japanische Yen stürzte im Wochenverlauf regelrecht ab und auch andere Währungen wie der chinesische Renminbi und die indische Rupie werten zum US-Dollar immer weiter ab, weshalb die physische Nachfrage nach Gold auch in Asien einen Dämpfer erhält.
Die Rolle der Kapitalmarktzinsen
Noch unangenehmer für die Goldpreise dürften allerdings die weiterhin deutlich ansteigenden Kapitalmarktzinsen sein. Nach der EZB-Sitzung stiegen für die Staatsanleihen der Länder der Eurozone die Renditen deutlich an, im zweijährigen Bereich teils mehr als 0,20 Prozentpunkte. Auch in den längerfristigen Laufzeiten ging es aufwärts mit den Renditen. In den USA beißen sich die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen an der Marke von 3,50 Prozent fest, was schon eine ordentliche Konkurrenz im Rennen um Anlagegelder, die einen „sicheren Hafen“ suchen, bedeutet.
Deshalb sanken die Goldpreise im Wochenverlauf auch kurz unter die Marke von 1.700 US$ je Unze.
Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens bei 1.702, sank es bis auf ein Wochentief bei 1.691,50 Mittwochnachmittag. Schnäppchenjäger und ein vorübergehend etwas leichterer Kurs des US-Dollars hievten das edle Metall dann bis gestern Mittag auf ein Wochenhoch bei 1.728. Die am Nachmittag deutlich anziehenden Kapitalmarktzinsen holten die Preise vorübergehend wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, während der schwächere US-Dollar heute Morgen Gold zur Abwechslung Rückenwind verlieh. so dass es heute um 7 Uhr bei rund 1.721 notiert.
Xetra-Gold stabil
Der Xetra-Gold-Preis notiert aufgrund des etwas festeren Kurs des Euro wenig verändert. Handelte Xetra-Gold am vergangenen Freitag morgens noch bei 54,80 € pro Gramm, wurde es am Dienstag im Wochenhoch während der üblichen Handelszeiten bei 55,80 gehandelt. Heute Morgen notiert Xetra-Gold um kurz vor 7 Uhr bei rund 54,90.
Nach der EZB ist vor der Bank of England kommende Woche und der US-Notenbank übernächste Woche. Highlight der kommenden Woche dürften zudem die US-Verbraucherpreisdaten werden.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, ruhiges Wochenende.