Die Zahl des Monats: 4 km
Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 02.09.2019
Da seit 2012 keine nennenswerten neuen Goldvorkommen entdeckt wurden, die mit den heutigen Fördermöglichkeiten ökonomisch sinnvoll ausgebeutet werden könnten, werden die bereits bestehenden Goldminen immer weiter ausgebaut, um die Goldnachfrage zu decken. Spitzenreiter dabei ist die Mponeng Goldmine, deren tiefste Schächte sich gut 4 km unter der Erdoberfläche befinden. Die Miene liegt in Südafrika unweit der Stadt Carletonville in Gauteng, etwa 65 km südwestlich von Johannesburg.
Eine Stunde Weg vom Eingang bis zu den neuen Stollen
Die von der Minengesellschaft AngloGold Ashanti betriebene Mine ist eine der ertragreichsten der Welt und wurde selbstbewusst "Schau mich an!" getauft, denn das bedeutet "Mponeng" in der afrikanischen Sprache Sesotho. Mit rund 10 gramm Goldausbeute pro geförderter Tonne Gestein erreicht die Goldmine einen internationalen Spitzenwert. Der Weg zu den neuesten Stollen ist allerdings recht aufwändig: In weniger als einer Stunde ist der Weg zu den tiefsten Abbauorten nicht zu schaffen, obwohl nach einem Bericht der freien Journalistin Claudia Bröll in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der Hauptfahrstuhl eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern erreicht. Knapp 4.000 Minenarbeiter benutzen täglich diesen Fahrstuhl auf dem Weg zur Arbeit.
Temperaturen bis 66 Grad Celsius im Gestein
Dass man dem flüssigen Erdkern 4 km näher ist als an der Oberfläche, macht sich auch bei den Temperaturen bemerkbar. Um das für Menschen unwirtliche Klima mit 66° Celsius erträglich zu machen, wird fortlaufend ein phasenwechselndes Kältemittel in die Stollen gepumpt, das aus Millionen von Eis-Mikrokristallen sowie Zusätzen aus Salz und Alkohol besteht, um die Temperaturen auf unter 30° zu senken. Wer glaubt, in solcher Tiefe könnte über längere Zeit nichts überleben, irrt: Beim immer weiteren Vordringen in die Tiefe wurde in der Mponeng-Goldmine bereits 2008 ein bemerkenswertes Bakterium entdeckt – das Desulforudis audaxviator – das nicht nur völlig ohne Sonnenlicht auskommt, sondern auch keinerlei organische Verbindungen für seinen Stoffwechsel benötigt.
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