2D-Gold könnte chemische Industrieprozesse revolutionieren
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 22.08.2019
Einem Forscherteam um Dr. Sunjie Ye aus der Molecular and Nanoscale Research Group der University of Leeds, England, ist die Entwicklung von Goldscheiben gelungen, die noch viel dünner als die bereits vielfältig in Industrie und Medizin eingesetzten Gold-Nanopartikel sind: das sogenannte 2D-Gold*.
Zugegeben, zweidimensional sind die neu entwickelten Goldscheiben nicht wirklich, aber doch fast: Nur 0,47 Nanometer misst das Material, das nur 2 Atome dick ist.
Eine Million mal dünner als ein Fingernagel ist das neue Gold
Die innovativen Goldscheiben werden aus Tetrachlorogoldsäure hergestellt. Aus dieser Säure wird in einer wässrigen Lösung Gold gewonnen, das sich mit Hilfe eines formgebenden Mittels in einer nur zwei Atome dicken Gitterstruktur anordnet. Das so gewonnene Gold schimmert in der Lösung grünlich, weswegen es vom Forschungsteam der University of Leeds scherzhaft auch „Nanoseegras“ getauft wurde. Der Vorteil gegenüber den bislang genutzten Goldnanopartikeln in katalytischen Prozessen liegt darin, dass bei dem neuen 2D-Gold praktisch jedes einzelne Goldatom an der Katalyse beteiligt ist. Damit wird der Einsatz von 2D-Goldkatalysatoren rund 10-mal effizienter sein als die heute in der chemischen Industrie genutzten Goldkatalysatoren.
Zahlreiche neue Einsatzmöglichkeiten für Gold
In den etablierten Anwendungsgebieten in der chemischen Industrie und Medizin sorgt das 2D-Gold dank seiner überlegenen Effizienz für mehr Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit bei katalysatorgestützten Prozessen. Noch spannender aber sind nach Ansicht der Projektleiterin Dr. Ye ganz neue Einsatzmöglichkeiten: So könne 2D-Gold perspektivisch auch dank der goldeigenen Flexibilität verstärkt für technologische Anwendungen genutzt werden, etwa für elektronische Tinte oder zur Herstellung künstlicher Enzyme, um Wasser zu reinigen oder um Krankheiten besser zu diagnostizieren.
* Das Forscherteam um Dr. Sunjie Ye hat die Entwicklung des 2D-Goldes erstmals am 6. August 2019 in der Fachzeitschrift Advanced Science bekanntgegeben und erläutert.
© panthermedia.net /Andrew Ostrovsky