2019 kann ein hervorragendes Gold-Jahr werden
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 23.07.2019
In seinem kürzlich veröffentlichten „Gold mid-year outlook 2019“ vertritt der World Gold Council die Überzeugung, dass die sehr gute Performance von Gold bis Ende des Jahres und darüber hinaus anhalten könnte. Die Rohstoffexperten des World Gold Council begründen dies mit ihrer Einschätzung, dass zwei zentrale Faktoren, die seit Ende 2018 wesentlich zu einem günstigen Gold-Klima beigetragen haben, auch weiterhin Bestand haben werden. Überdies könnten langfristig eventuelle, durch konjunkturelle Eintrübungen entstehende Nachfragerückgänge in Europa und den USA durch eine höhere Nachfrage in China und Indien in Folge der umfassenden Wirtschaftsreformen aufgefangen werden.
Faktor 1: Risiken werden vielfältiger und langfristiger
Zahlreiche geopolitische Krisen bzw. Risiken könnten länger bestehen als ursprünglich angenommen. Während die Spannungen zwischen dem Iran und den USA zumindest theoretisch kurzfristig gelöst werden könnten, sieht dies beim Thema Brexit und weiteren Spannungen innerhalb der EU schon anders aus: Viele sehen die Gemeinschaft geschwächt, was zumindest mittelfristig als Risiko gewertet werden muss. Der Handelskonflikt zwischen den US und China könnte Volkswirtschaften weltweit sogar langfristig belasten, wenn sich die Strafzölle dauerhaft etablieren sollten.
Faktor 2: Die Handlungsspielräume der Zentralbanken sind eingeschränkt
Die EZB kann von ihrer Null-Zins-Politik mit Minus-Zinsen für sichere Staatsanleihen kaum abweichen, ohne den Wirtschaftsmotor der Europäischen Union zumindest zum Stottern zu bringen. Im Fall eines Konjunktureinbruchs entfällt außerdem das Instrument der Leitzinssenkung. Die US-amerikanische Zentralbank Fed hat zwar in der Theorie mehr Handlungsspielraum, richtet ihre Zinsentscheidungen faktisch aber fast immer an den allgemeinen Erwartungen der US-Ökonomie aus, wie eine Analyse von Bloomberg und dem World Gold Council zeigt. Durch die extrem niedrigen Leitzinsen verlieren Staatsanleihen an Reiz, was sich in Zeiten erhöhter Risiken ebenfalls positiv auf die Nachfrage nach der Krisenwährung Gold auswirkt.