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Gold – die Farbe des Barock

Aktuelles Arnulf Hinkel – 17.04.2020


Seit 2008 ist das Künstlerehepaar Aleksandra und Alexander Grychtolik als Botschafter der Cembalo-Musik aktiv, und das mit großem Erfolg: Sie treten solistisch und mit ihrem Ensemble unter dem Namen „Deutsche Hofmusik“ weltweit auf führenden Klassikfestivals auf und begeistern Publikum und Kritiker. Alexander Grychtolik „spricht perfekt Bach“, wie ihm die Süddeutsche Zeitung 2017 attestierte. Speziell die Barockimprovisationen beeindrucken das Publikum, das sich häufig für die Instrumente der Grychtoliks ebenso interessiert wie für die Musik selbst. Das brachte sie auf die Idee, eins der wertvollen und wunderschön gearbeiteten Konzertcembalos vergolden zu lassen.

„Die Barockzeit soll während unserer Konzerte wieder lebendig werden. Damals war es üblich, so prunkvoll wie möglich zu repräsentieren und zu feiern. Dazu gehörte live gespielte Cembalomusik ebenso wie Gold, das wie kaum etwas Anderes für Luxus steht.“

Aleksandra und Alexander Grychtolik

Die Vergoldung von Instrumenten: eine seltene Kunst

Auf der Suche nach Spezialisten für die Veredlung ihres Cembalos stießen Aleksandra und Alexander Grychtolik auf Jessica Zappe, die bei Berlin eines der wenigen Ateliers für Cembalo-Dekoration in Europa betreibt. Falls es so etwas wie einen typischen Werdegang für eine Cembalo-Vergolderin geben sollte: Zappe hat ihn garantiert nicht absolviert, denn sie studierte zunächst Physik und Mathematik auf Lehramt, bevor sie als Liebhaberin von Cembalos und Barockmusik ihr Hobby zum Beruf machte und sich in Eigenregie das nötige Spezialwissen erarbeitete. Einfach war das nicht: Sie studierte historische Bücher, um sich über den Farbaufbau von Cembalos der Barockzeit zu informieren, und experimentierte viel mit den unterschiedlichsten Materialien und Arbeitsmethoden. Hierbei half es ihr, dass sie schon seit langer Zeit in einem weltweiten Netzwerk von Cembalo-Spielern, -Vergoldern und auch einfach nur -Liebhabern aktiv war. Nach einigen erfolgreichen Gelegenheitsarbeiten eröffnete sie 2008 schließlich ihr Atelier und ist seitdem eine gefragte Spezialistin für Cembalo-Vergoldung, die aus der ganzen Welt Aufträge erhält. Neben den Besitzern der Instrumente zählen auch Universitäten, beispielsweise in Melbourne und Michigan, zu ihren Auftraggebern.

Ein Prozess basierend auf Tradition und Erfahrung 

Als Erstes fertigt Zappe eine Vorlage der gewünschten Ornamente auf Pergamentpapier in Originalgröße an. Sie dient als Blaupause für die spätere Goldverzierung des Cembalos. Die Konturen der Blaupause werden dann mit einer Nadel fein nachgestochen, bis alle Ränder der Ornamente auf dem Pergamentpapier perforiert sind. 

Die Umrisse der Ornamente werden auf Pergamentpapier vorgezeichnet / © Arnulf Hinkel

Im nächsten Schritt legt die Vergolderin die Blaupause auf die vorgesehenen Flächen des Cembalos und wischt sorgfältig mit einem in Kreide getauchten Tuch darüber. Die dadurch auf dem Cembalo entstandenen Kreidespuren dienen zur Orientierung, um die sogenannte Miktion aufzutragen. Die Miktion ist ein Spezialkleber, der als Basis zum Auftragen des Goldes dient. Für die Vergoldung von Instrumenten gibt es unterschiedliche Miktionen auf Öl- oder Acrylbasis oder mit Alkohol. Zappe arbeitet am liebsten mit Acryl: „Die Miktion auf Acrylbasis trocknet schneller als alle anderen“, erklärt die Expertin.

So werden die Umrisse auf das Cembalo übertragen / © Arnulf Hinkel

Gold ist nicht gleich Gold

Die Miktion wird sukzessive in kleinen Abschnitten auf das Cembalo aufgetragen, denn das Zeitfenster für den zum Auftragen der Goldblättchen optimalen Trocknungsgrad der Miktion ist relativ schmal. „Wie groß ein solcher Abschnitt sein darf, habe ich über einen langen Zeitraum mit Trial & Error gelernt“, erinnert sich die Vergolderin. 

Jessica Zappe glättet die Fugen zwischen den Goldblättchen / © Arnulf Hinkel

Die Wahl des Goldes ist ausschlaggebend für den Erfolg der Cembalo-Verzierung. Theoretisch bestände die Wahl zwischen Hochglanzvergoldung und seidenmattem Glanz, bei einem Cembalo ist Letzteres allerdings klar vorzuziehen. Zappe hat in jahrelanger Erfahrung ein bestimmtes Transfergold – Dukaten Doppel Gold – für sich entdeckt. Dieses Transfergold wird in Form hauchdünner Blättchen auf Pergamentpapier ausgeliefert, die sich leicht von ihrer Unterlage lösen und flexibel auf ihre jeweilige Zielposition anpassen lassen. Die Vergolderin bevorzugt das 23-karätige „Doppel Gold“, da sich 18 Karat Gold als zu dünn erwiesen hat, um die Beanspruchungen eines Cembalos zu überdauern – speziell wenn es sich wie bei den Grychtoliks um ein Instrument handelt, das häufig zu Konzerten transportiert werden muss. Die einzelnen Goldblättchen werden auf dem Cembalo eng nebeneinander platziert und die Fugen mit einem Pinsel flachgedrückt, sodass sie nicht mehr wahrnehmbar sind.

Vorsichtig werden die Goldblättchen an dem Cembalo angebracht / © Arnulf Hinkel

Ist das Gold aufgetragen, werden mit dem Pinsel die überstehenden Partikel entfernt, was sich recht einfach gestaltet, da die Goldblättchen wirklich nur dort haften, wo die Miktion aufgetragen wurde.

Zwei Monate Arbeit stecken in der Vergoldung eines Cembalos

Nachdem die Goldornamente komplett auf das Cembalo aufgetragen sind, lässt die Expertin ihr Werk erst einmal einige Tage trocknen, bevor sie den Goldbelag mit einem Spezialtuch poliert. Danach wird ein Klarlack aufgetragen, der die Ornamente später vor Goldabrieb und Stoßschäden schützt. Im nächsten Schritt werden mit einer bräunlichen Farbe Schattierungen gesetzt, bevor im letzten Arbeitsgang das Ganze noch einmal mit Klarlack versiegelt wird.

Halbzeit – Gleich kommt die andere Seite dran / © Arnulf Hinkel

Nächstes Projekt: ein goldenes Cembalo-Gestell im Rokoko-Stil

Die Grychtoliks freuen sich schon darauf, ihr neu vergoldetes Cembalo bei einem Konzert einweihen zu können. „Der edle Look soll inspirieren und gleichzeitig auch unseren hohen Selbstanspruch zum Ausdruck bringen, dem wir uns durch fast tägliches gemeinsames Üben immer wieder neu stellen“, erläutert Aleksandra Grychtolik ihre Begeisterung für das Edelmetall. Im nächsten Schritt wollen die Grychtoliks ein Cembalo-Gestell vergolden lassen, dass ganz dem Stil der Rokoko-Ära nachempfunden sein soll.

Alexander Grychtolik mit seinem frisch vergoldeten Cembalo / © Alexander Grychtolik

 

Arnulf Hinkel
Finanzjournalist

Weitere Informationen finden Sie hier: 
> grychtolik.com
> atelier-zappe.net 
 

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