Zentralbanken wieder in Kauflaune
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 26.10.2017
Nachdem sich das erste Quartal 2016 in Bezug auf die globale Goldnachfrage zum stärksten Quartal aller Zeiten entwickelt hatte, sank die Nachfrage 2017 in den ersten drei Monaten um 18 Prozent. Noch stärker sank die Goldnachfrage seitens der Zentralbanken: Rund 27 Prozent weniger Goldreserven wurden weltweit eingekauft. Mit dem zweiten Quartal 2017 änderte sich das Bild wieder. 94,5 Tonnen Gold fragten die Zentralbanken weltweit nach, was einem Zuwachs von 22 Prozent zum Vorjahreszeitraum entspricht. Allerdings verteilte sich dieses Nachfrageplus ungleich: Allen voran erhöhte die russische Zentralbank ihre Goldreserven, die am Ende des Quartals auf einem Niveau von 17 Prozent der Gesamtreserven lagen. Sollte der Hunger nach Gold nicht noch deutlich nachlassen, wird Russland bis Ende des Jahres seinen ohnehin schon enormen Goldreserven rund 200 Tonnen hinzugefügt haben. Auch die Türkei hat im zweiten Quartal 2017 zum ersten Mal seit 1980 Goldreserven zugekauft. Die Motivation zur Erhöhung der türkischen Goldreserven dürfte die gleiche wie bei den Gold-Riesen China und Russland sein: Die Länder wollen sich unabhängiger von weltweiten Währungsschwankungen im Allgemeinen und vom US-Dollar im Besonderen machen. Die chinesische Zentralbank hat seit Oktober 2016 ihre Goldreserven nicht nennenswert erhöht, was allerdings daran liegen dürfte, dass diese mit 1.842 Tonnen einen Weltrekord darstellen. Selbst Russland, das seine Goldreserven bereits 2015 und 2016 um jeweils rund 200 Tonnen erhöht hat, ist von diesem Spitzenwert noch ein gutes Stück entfernt. Als einziges Land trennte sich übrigens Deutschland im zweiten Quartal 2017 von einem Teil seiner über 1.710 Tonnen Goldreserven, genauer gesagt: von 3,8 Tonnen. Dies bedeutet allerdings keineswegs ein Umdenken der Bundesbank hinsichtlich ihrer Reservepolitik, es ist vielmehr eine Auswirkung ihres Münzprogramms.