Wie stark beeinflusst Geldpolitik den Goldpreis?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 28.03.2019
Nach Ansicht des World Gold Council lassen sich die wichtigsten Motoren der Goldnachfrage in vier Kategorien aufschlüsseln: ein bestehendes Wachstum des Volkseinkommens, die Existenz von Kapitalmarktrisiken bzw. einer Baisse, kurz- oder mittelfristige Preistrends und bedeutende Kapitalströme, sowie die Entwicklung der Opportunitätskosten, d.h. der Preise von Alternativinvestments. Diese werden zum Teil erheblich durch Währungsentwicklungen – ganz besonders des US-Dollars – sowie durch die Zinsentwicklung beeinflusst. Letztere bestimmt nicht nur die Attraktivität aller Sparformen, sondern auch die von Staatsanleihen, die bei vielen Anlegern in direkter Konkurrenz zu Gold stehen.
Goldnachfrage 2018 durch den US-Dollar dominiert
Trotz zahlreicher ungelöster geopolitischer Krisen – wie Brexit, Italiens Staatsverschuldung oder der US-chinesische Handelskrieg – und Marktrisiken – wie Konjunktureintrübungen in China und großen Schwellenländern – schwächelte der Goldpreis 2018 über weite Strecken. Der starke US-Dollar setzte sich gegen die anderen Goldnachfragefaktoren durch. Das änderte sich erst im letzten Quartal 2018, als die US-Währung an Kraft verlor und die FED ihre Zinspolitik korrigierte.
US-amerikanische Zinsgestaltung gewinnt an Einfluss
So wie der US-Dollar 2018 die Gold-Performance weitgehend bestimmte, könnte 2019 die Zinsentwicklung ausschlaggebend sein. Nach einer Analyse des World Gold Council hat Gold fast immer in einer neutralen Phase der FED-Zinspolitik im Anschluss an ein Anziehen der Leitzinsen an Attraktivität für Anleger gewonnen. Wie schnell und stark der Goldpreis in der Vergangenheit in einer solchen Situation anstieg, hängt allerdings von einer Vielzahl von Faktoren ab. Die Aussichten für eine weitere positive Goldpreisentwicklung beurteilt der World Gold Council jedoch recht positiv, da zu der korrigierten Zinspolitik der FED auch eine Abschwächung der Dollarnachfrage sowie die weiterhin bestehenden Marktrisiken kommen, die den Einfluss der geldpolitischen Maßnahmen auf den Goldpreis unterstützen.