Wie sich Negativzinsen auf die Portfoliostruktur auswirken
Aktuelles Arnulf Hinkel, Freier Finanzjournalist – 22.06.2016
Eine Konsequenz der Finanzkrise war die nahezu weltweite Einführung einer Niedrigzins- und Geldlockerungspolitik seitens zahlreicher Zentralbanken. Dies hatte nicht nur zur Folge, dass heute in der Eurozone, den USA und vielen anderen Staaten de facto eine Nullzinspolitik herrscht, sondern hatte auch zu Negativzinsen bei den als besonders sicher geltenden Staatsanleihen geführt – und dies selbst bei langen Laufzeiten. In Deutschland bieten sogar die zehnjährigen Bundesanleihen seit kurzem einen Minuszins. Dies hat Auswirkungen auf die Investitionsentscheidungen von Anlegern, denn das Instrumentarium zur Sicherstellung eines ausgeglichenen Portfolios ist merklich geschrumpft. Gleichzeitig erhöhen Negativzinsen die Unsicherheit auf den Finanzmärkten und da die derzeitige Zinssituation zumindest in diesem Ausmaß historisch beispiellos ist, sind die mittel- und langfristigen Auswirkungen nur schwer abzuschätzen. Eine aktuelle Studie des World Gold Council (nur in Englisch)hat untersucht, wie sich Negativzinsen auf den "sicheren Hafen" Gold auswirken. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Gold tendenziell eine deutlich größere Rolle im Anlegerportfolio spielen wird; je nach Zinsentwicklung rechnet die Studie mit einer doppelt bis dreifach so hohen Goldbeimischung als momentan üblich. Begründet wird diese Einschätzung mit den nun stark gesunkenen Opportunitätskosten bei Goldanlagen, der reduzierten Anzahl an alternativen Anlagemöglichkeiten, dem verminderten Vertrauen in Geld bzw. der Angst vor Währungskriegen sowie der Frage, wie Zentralbanken in Zukunft für Wachstum sorgen sowie Deflation bzw. hohe Inflation bekämpfen werden, nun da die Möglichkeiten der Zinspolitik weitgehend ausgeschöpft sind.