Wie Gold die chemische Industrie umweltfreundlicher machen kann
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 01.08.2018
Gold dient zu sehr viel mehr als zur Herstellung von Schmuck und Goldbarren. Nachdem das Edelmetall in Technologie und Medizin permanent an Bedeutung gewinnt, wird Gold nach Ansicht von Sebastiaan van Haandel, Geschäftsführer des Technologieunternehmens Johnson Matthey, in Zukunft auch in der chemischen Industrie immer wichtiger werden.
Gold statt Quecksilber
Obwohl die katastrophalen Auswirkungen von Quecksilber auf die Gesundheit von Mensch und Tier seit den 1950er Jahren wohlbekannt sind, werden jährlich rund 4.000 Tonnen des hochgiftigen Schwermetalls verarbeitet. Ein Großteil davon entfällt auf die chemische Industrie bei der Herstellung von Vinylchloridmonomer (VCM), einem Zwischenprodukt von Polyvinylchlorid (PVC), in Form eines Katalysators, der hohe Quecksilberkonzentrationen enthält. Diese können durch Verdampfung verloren gehen, was zu Quecksilberemissionen in Luft und Wasser führt. Laut van Haandel könnte der Quecksilberanteil in den Katalysatoren komplett durch Gold ersetzt werden. Bislang ist dies noch nicht geschehen, weil Gold sehr viel teurer ist als Quecksilber. Dies ändert sich möglicherweise aber schon bald.
Höhere Goldnachfrage durch die Minamata-Konvention?
Nach der bislang größten durch Quecksilber-Emissionen verursachten Umweltkatastrophe, ausgelöst durch die Chisso Co. in Minamata in Japan, soll die im August 2017 in Kraft getretene Minamata-Konvention die Belastung der Umwelt durch Quecksilber stark eindämmen. Eine Branche, die von dieser Konvention besonders betroffen ist, ist die PVC-Industrie. Allein in China ist sie für etwa ein Viertel des weltweiten Verbrauchs von Quecksilber verantwortlich. Hier könnte in absehbarer Zeit Gold Quicksilber tatsächlich ersetzen. Die Goldförderung ist übrigens auch von der Minamata-Konvention betroffen: Bei den großen Minenunternehmen längst verpönt, arbeiten Goldschürfer in Schwellenländern immer noch mit Quecksilber – und fügen damit nicht nur sich selbst, sondern auch der Umwelt beträchtlichen Schaden zu. Dies soll nun endgültig unterbunden werden.