Wie entwickelt sich der Goldpreis unter verschiedenen Konjunkturbedingungen?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 27.05.2025
Das Zusammenspiel von Wachstum, Inflation und Leitzinsen kann zu vier verschiedenen Konjunkturbedingungen führen, die erheblichen Einfluss auf die Entwicklung einzelner Anlageklassen haben können. Der World Gold Council hat in einer Studie die aktuellen geopolitischen Signale aus den USA zum Anlass genommen, zu untersuchen, wie sich Gold unter dem Einfluss dieser Konjunkturbedingungen schlagen könnte. Dabei greift die Studie auf historische US-Wirtschaftsdaten von Bloomberg von 1973 bis Ende 2024 zurück, anhand derer die Performance von Gold, aber auch die von Aktien und Staatsanleihen über diesen langen Zeitraum empirisch ausgewertet wurde. Zu den vier untersuchten Konjunkturbedingungen zählen das sog. „Goldlöckchen“-Szenario, Reflation, Stagflation und Deflation.
In Phasen der Stagflation: Gold performt besser als Aktien und Staatsanleihen
Die Studie zeigt, dass in den USA während einer Stagflation – verlangsamtes Wirtschaftswachstum bei steigender Inflation – Gold seit 1973 mit durchschnittlich 27, 74 Prozent einen deutlich höheren Wertzuwachs erzielte als Staatsanleihen mit 8,64 Prozent und Aktien mit 1,47 Prozent. Dagegen verlor Gold in „Goldlöckchen“-Phasen – beschleunigtes Wachstum bei verlangsamter Inflation – 1,98 Prozent an Wert, während Staatsanleihen um 4,35 Prozent zulegten und der Aktienmarkt mit einem durchschnittlichen Plus von 15,52 Prozent naturgemäß am stärksten profitierte.
Auch in Phasen der Reflation performte Gold besser als Aktien und Anleihen
Während einer Reflation – beschleunigtes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig steigender Inflation – legte der Goldpreis um durchschnittlich 6,36 Prozent zu und entwickelte sich damit besser als der Aktienmarkt mit 3,89 Prozent und Staatsanleihen mit 1,39 Prozent. In deflationären Phasen – verlangsamtes Wachstum bei gleichzeitig verlangsamter Inflation – stieg der Goldpreis zwar um 5,9 Prozent, wurde aber sowohl vom Aktienmarkt mit 14,01 Prozent als auch von Staatsanleihen mit 10,87 Prozent outperformt. Die Studie betrachtet ausschließlich relativ kurze Zeiträume von einigen Monaten bis zu maximal wenigen Jahren. Die langfristige Wertsteigerung von Gold, die seit 1973 bis heute bei knapp 3.300 Prozent liegt, wird dabei ebenso wenig bewertet wie der Beitrag des Edelmetalls zur Portfoliostabilität.