Wie entwickelt sich das Interesse an Goldinvestments langfristig?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 27.06.2018
Nachfrageprognosen, die über einen sehr begrenzten Zeitraum hinausgehen, sind immer schwierig. Man schaue sich nur die Goldnachfrage seitens Anlegern während der letzten 30 Jahre an: Wer hätte den Nachfrageschub durch die Revolutionierung der Goldinvestments durch die Kreation von physisch abgesicherten, günstig und transparent an Börsen handelbaren Gold-ETFs und -ETCs vorhergesagt? Wer hätte mit dem Einbruch des allgemeinen Anlegerinteresses an Gold im Portfolio in den 1990er Jahren bis zum Beginn des neuen Jahrtausends gerechnet? John Reade, Head of Research und Chef-Marktstratege des World Gold Council, hat nichtsdestotrotz einen Blick in die Zukunft von Goldinvestments geworfen und seine Erkenntnisse als Teil der Studie "Gold 2048: The next 30 years for gold" veröffentlicht.
Rückkehr zu NICE-Märkten unwahrscheinlich
Hauptursache für den Rückgang des Anlegerinteresses an Gold-Produkten in den 1990ern war NICE – non-inflationary constant expansion: bei extrem niedrigen Inflationsraten wuchs die Weltwirtschaft beständig. Die langfristige Rückkehr zu dieser Marktkonstellation ist John Reades Überzeugung nach auf absehbare Zeit nicht sehr wahrscheinlich. Zu viele Faktoren sprechen dagegen: die Überbewertung auf verschiedenen Anlagemärkten, die sehr hohe Verschuldung vieler Nationalökonomien und die nach wie vor ungelösten strukturellen Probleme, die zur weltweiten Finanzkrise 2008 geführt hatten. Die Angst vor und die Reaktionen auf erneute Finanzkrisen und Zeiten der Unsicherheit dagegen werden die Goldnachfrage langfristig stützen.
Wirtschaftliche Machtverschiebungen auf globaler Ebene
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die USA ihre wirtschaftliche Führungsrolle mittelfristig an China abgeben müssen, und die Volksrepublik selbst wird langfristig in Indien einen heißen Konkurrenten im Kampf um den globalen ökonomischen Spitzenplatz bekommen. Diese Entwicklungen könnten ebenfalls die Angst vor Finanzkrisen schüren. Gleichzeitig wird der zunehmende Wohlstand der Bevölkerungen Chinas und Indiens die Goldnachfrage weiter stützen und tendenziell erhöhen.