Wie die wachsende Bedeutung Chinas den Goldmarkt beeinflusst
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 26.10.2018
Chinas Bedeutung auf dem weltweiten Goldmarkt ist heute schon enorm: Binnen relativ kurzer Zeit ist die Volksrepublik nicht nur zum größten Produzenten, sondern auch zum größten Käufer von Gold aufgestiegen. Gleichzeitig ist Chinas politische und wirtschaftliche Bedeutung auf den Weltmärkten generell ständig gestiegen. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds entfielen 2017 rund 30 Prozent des globalen Wirtschaftswachstums allein auf China. Dabei wird es nicht bleiben: China arbeitet seit langem intensiv an einem möglichst reibungslosen Übergang vom einstigen Bauerstaat mit Planwirtschaft und staatlichen Garantien auch für unrentable Unternehmen zu einem wettbewerbsorientierten Global Player. Um dies zu erreichen, müssen, gerade im Finanzsektor, viele Wirtschaftsbereiche liberalisiert, teilweise aber auch neu reguliert werden, um eine Öffnung zu den internationalen Märkten problemfrei zu bewältigen.
Institutionelle Investoren könnten mittelfristig massiv Gold nachfragen
Zurzeit ist institutionellen Anlegern in China noch der Handel mit Gold untersagt; dies könnte sich nach Ansicht von Daofu Chen, Vizedirektor des General Finance Research Institute des Development Research Center of the State Council in China, binnen der nächsten fünf bis maximal zehn Jahre grundlegend ändern. Gerade vor dem Hintergrund anhaltend schwacher Entwicklung in den Aktien- und Rentenmärkten und steigender systemischer Risiken wie z.B. Kreditrisiken in China würde die notwendige Liberalisierung eine gewaltige Goldnachfrage nach sich ziehen.
Private Nachfrage wird sich weiter positiv entwickeln
Chinas globale Führungsrolle in der Goldnachfrage basiert primär auf privaten Gold- und Schmuckkäufen. Erfahrungsgemäß bringt wachsender privater Wohlstand auch eine steigende Goldnachfrage mit sich. Für Chinesen mit ihrem traditionell starken Bezug zu Gold gilt dies ganz besonders. Chinas Bruttoinlandsprodukt ist in den letzten 40 Jahren um durchschnittlich 8 bis 10 Prozent p.a. gestiegen. In diesem Zeitraum ist eine kaufkräftige Mittelschicht entstanden, die stetig wächst und gemeinsam mit institutionellen Investoren die globale Goldnachfrage langfristig weiter steigern könnte.