Weshalb sich höhere Zinsen nicht zwangsläufig negativ auf den Goldpreis auswirken
Aktuelles Arnulf Hinkel – 26.10.2016
In einer aktuellen Analyse hat sich der World Gold Council (WGC) mit der sicher für jeden Goldinvestor spannenden Frage beschäftigt, wie ein höheres Zinsniveau den Goldpreis beeinflussen würde. Die momentane Situation der Nullzinspolitik in der Eurozone und etlichen anderen Ländern wie den USA hat vielerorts zu negativen Realzinsen geführt – ein idealer Boden für einen steigenden Goldpreis. Nun warten die Märkte seit vielen Monaten auf eine Leitzinserhöhung der US-amerikanischen Fed, die immer wieder aufgeschoben wurde, jedoch gleichzeitig auch immer wahrscheinlicher wird. Laut der Analyse des WGC würden steigende Realzinsen bis hin zu einem Niveau von 4 Prozent eine insgesamt positive Entwicklung des Goldpreises nicht verhindern. Der Grund für diese zunächst einmal unlogisch mutende Theorie ist ebenso simpel wie einleuchtend: Fallende Goldpreise aufgrund von Zinserhöhungen würden angesichts der derzeitigen krisengeprägten Weltmarktlage mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer deutlich stärkeren Goldnachfrage führen, was wiederum steigende Goldpreise bedeutet. Verschiedene Indikatoren für eine steigende Goldnachfrage gibt es sowohl seitens von Konsumenten und Investoren als auch der Zentralbanken: Schon im dritten Quartal 2015, als der US-Goldpreis kurzfristig um 7 Prozent nachgab, bildete sich unverzüglich ein kräftiges Nachfrageplus nach Goldbarren, Goldmünzen und Schmuck. Zur gleichen Zeit gab es einen Anstieg bei Käufen von goldbasierten ETFs, ohne dass bis heute entsprechende Abflüsse zu verzeichnen wären. Da es viele Anzeichen dafür gibt, dass Investoren sich in den letzten Monaten mit Goldkäufen zurückgehalten haben, scheint eine Nachfrageerhöhung bei einem günstigeren Preisniveau wahrscheinlich. Auch bei vielen Zentralbanken ist das Interesse an der Ausweitung ihrer Goldreserven ungebrochen. Ein sinkender Goldpreis wäre eine hervorragende Gelegenheit dazu.