Warten auf Mittwoch
Marktkommentar Michael Blumenroth – 16.09.2016
Wöchentlicher Marktbericht
Eine etwas schwierigere Woche liegt nun bald hinter uns, was die Goldpreise anbelangt. Dabei ist gar nicht ganz klar, warum diese im Wochenverlauf etwas unter Druck gerieten.
Der ursprüngliche Auslöser, der die kleine Goldrallye der vergangenen Woche ausgebremst hatte, war die Rede eines US-Notenbankers am vergangenen Freitag. Eric Rosengren hatte vor den Risiken einer zu zögerlichen Zinspolitik gewarnt. Die amerikanische Wirtschaft könne sogar überhitzen, wenn die Währungshüter zu lange mit einer Anhebung warteten, sagte der Chef des Fed-Ablegers in Boston am vergangenen Freitag. Seine Worte wurden als Hinweis darauf gedeutet, dass ein Zinsschritt der Fed näher rücke.
Dies hatte zur Folge, dass sowohl der Renditen der US-Staatsanleihen stiegen, als auch der US-Dollar an Wert zulegte. Beides Faktoren, die nicht gerade für steigende Goldpreise sprechen. Am Montag dämpfte dann ein anderes Mitglied der Fed, nämlich Mrs. Brainard, die Zinserhöhungserwartungen wieder etwas aus, so dass die Aktienmärkte ihre Verluste vom Freitag ebenso wieder wettmachen konnten, wie der US-Dollar seine Gewinne wieder abgeben musste.
Hier hätte der Goldpreis nun eigentlich seine Verluste vom Freitag wieder wettmachen können. Dies geschah aber nicht.
Handelte Gold am Donnerstag vor einer Woche noch bei 1.347 US$/Unze, so beendete es die Woche dann bei 1.330 US$/Unze. Trotz der beruhigenden Worte Brainards konnte sich der Goldpreis nicht nachhaltig über die Marke von 1.330 US$/Unze erholen. Im Gegenteil: Im Verlauf der Woche rutschte er bis auf 1.310 US$/Unze gestern Nachmittag bzw. 1.314 US$/Unze in dieser Minute ab.
Als Begründung hierfür würden mir spontan die höheren Renditen langlaufender Staatsanleihen einfallen, die sowohl in der Eurozone als auch den USA in den vergangenen Tagen recht deutlich angestiegen sind. Je höher der sichere Zins, desto mehr sind Staatsanleihen eine Alternative zu Gold als sicherer Hafen. Zudem verzichtete die EZB in der vergangenen Woche auf zusätzliche geldpolitische Maßnahmen, was andernfalls den Goldpreis wohl eher gestützt hätte. Außerdem handelt der Goldpreis nun seit Wochen in einer Seitwärtsrange, und scheiterte auch in der vergangenen Woche mit einem Ausbruchsversuch nach oben. Dies könnte charttechnisch orientierte Anleger zu Verkäufen verleitet haben. Ein ähnliches Chartbild gibt es übrigens im Moment an den Ölmärkten zu beobachten.
Somit hat auch Xetra-Gold, dessen Bestände nun die 100 Tonnen-Marke überschritten haben, im Wochenverlauf etwas an Wert eingebüßt. Von 38,50 €/Gramm am vergangenen Donnerstagmittag setzte es bis auf 37,50 €/Gramm gestern Mittag bzw. 37,70 €/Gramm momentan zurück.
Im Allgemeinen warten wir allerdings alle gespannt auf den kommenden Mittwoch. Dann wird uns die US-Notenbank vielleicht etwas Klarheit über ihr weiteres Vorgehen geben. Schauen wir mal.
Allen Lesern und Leserinnen wünsche ich ein schönes Wochenende.