Von der Geo- zur Fiskalpolitk
Marktkommentar Michael Blumenroth – 26.06.2025
Wöchentlicher Marktbericht
Man hört und liest oft, dass wir nunmehr in schnelllebigen Zeiten leben. Selten dürfte diese Aussage so gestimmt haben wie in den letzten Tagen und Wochen: Standen in der vergangenen Woche und bis zum Montag noch die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten im Fokus, verschob sich der Fokus der Kapitalmärkte seitdem komplett in Richtung US-Fiskal- und Handelspolitik zurück, der Konflikt im Nahen Osten wird aktuell als deeskaliert eingepreist.
Zählen wir mal die aktuellen Baustellen der US-Fiskalpolitik auf:
- Bis zum Independence Day-Feiertag, dem 4. Juli, möchte US-Präsident Trump das Gesetz zur Verlängerung von Steuersenkungen und zusätzliche Steuerbefreiungen durch den US-Kongress bekommen, aktuell steht es vor einer Abstimmung im Senat. Dieses Gesetz wäre laut der Mehrheit der Marktakteure mit Steuerausfällen in enormer Höhe behaftet, die nicht hinreichend gegenfinanziert würden. Dies könnte die Staatsverschuldung der USA mittelfristig um mehrere Billionen US-Dollar erhöhen.
- Am 9. Juli endet die „Zollpause“ von 90 Tagen, die Donald Trump Mitte April verkündet hatte. Werden bis dahin keine Vereinbarungen mit den Handelspartnern geschlossen oder die Pause über den Sommer verlängert, dann würden theoretisch wieder die am 2. April verkündeten höheren Zölle in Kraft treten.
- Donald Trump äußerte zuletzt verstärkt wieder seinen Unmut über Fed-Gouverneur Jerome Powell, da dieser aufgrund der aktuell noch vorhandenen Unsicherheiten über die Auswirkungen der Zölle auf die US-Inflation bis dato vor Zinssenkungen zurückschreckte. Ein Medienbericht wies gestern darauf hin, dass Trump möglicherweise bereits im September einen Nachfolger für Powell benennen werde, dessen Kontrakt im Mai 2026 ausläuft.
US-Dollar unter Druck
All diese Unsicherheiten verstärkten den Druck auf den US-Dollar, der gestern zum Euro auf ein Dreieinhalb-Jahrestief fiel. Die Goldpreise hatten im Zuge der Eskalation im Nahen Osten als „sicherer Hafen“ zunächst zugelegt, gerieten dann aber unter Druck, als die Lage sich entspannte.
Gold in US-Dollar mit leichtem Wochenverlust
Am Mittwochmorgen vergangener Woche notierte der Goldpreis bei 3.385 US$ je Unze. Aufgrund des Eingreifens der USA in den Nahost-Konflikt sprang am Montagmorgen von 3.370 zum Wochenschluss auf 3.395 US$ pro Unze zur Handelseröffnung. Mit der Forderung einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran seitens des US-Präsidenten Trump ging der „sichere Hafen“ Gold dann auf Talfahrt. Diese endete am Dienstag bei 3.295. Nach einer schnellen Erholung zurück über 3.300 notiert der Goldpreis seitwärts zwischen 3.315 und 3.340. In den heutigen Handelstag startet Gold bei rund 3.335 US$ je Unze.
Starker Euro bremst Xetra-Gold
Der Xetra-Gold-Preis wurde zusätzlich durch den Anstieg des Euro zum US-Dollar leicht ausgebremst. Während der üblichen Handelszeiten stieg er zunächst von 94,40 € pro Gramm am vergangenen Mittwochmorgen bis auf 95,00 am Nachmittag. In der Nacht auf Dienstag hatte Donald Trump die Waffenruhe gefordert, was sich beim Xetra-Gold-Preis dann am Dienstag bemerkbar machte: Es ging abwärts, und zwar bis auf 91,30. Gestern ging es dann wieder aufwärts bis auf 92,40. Sollte der Preis von 8 Uhr auch zum Handelsstart noch gültig sein, dürfte Xetra-Gold bei etwa 91,85 € je Gramm in den Handel starten – dies ist dem festeren Kurs des Euro geschuldet, der heute Nacht bis auf 1,1717 US$ je € anstieg.
In den kommenden Tagen sollte das US-Steuerpaket und die Zollpolitik im Fokus bleiben. Nicht zu vergessen ist, dass am Montag das erste Halbjahr endet, was noch einmal kurzfristige Kursschwankungen mit sich bringen könnte. In der kommenden Woche stehen zudem eine Menge an Konjunkturdaten im Kalender, u.a. zum US-Arbeitsmarkt.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein sonniges Sommerwochenende mit genug gekühlten Getränken im Kühlschrank.