Turbulenter Auftakt des zweiten Halbjahres
Marktkommentar Michael Blumenroth – 07.07.2023
Wöchentlicher Marktbericht

Nach einem – auch wegen des US-Feiertages am Dienstag – recht entspannten Wochenbeginn gerieten die Marktteilnehmer seit Mittwochabend doch noch stark in Wallung. Die für Sonntag vorhergesagten 35 Grad dürften für ein ähnliches Arsenal an Schweißperlen auf der Stirn sorgen wie die gestrigen Marktbewegungen so manchem gestandenen Händler und Anleger beschert haben dürften. Neben dem Protokoll der Juni-Sitzung der US-Notenbank, das weitere Zinsanhebungen recht deutlich ankündigte, waren erneut besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten zumindest mitverantwortlich.
US Treasury Bonds auf höchstem Stand seit 2007
Der Datenanbieter ADP meldete gestern, dass im Juni fast 500.000 neue Stellen in der Privatwirtschaft in den USA geschaffen wurden. Analysten hatten im Schnitt nur 225.000 erwartet. Da zudem auch ein Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung der Dienstleistungsunternehmen in den USA wesentlich besser ausfiel als von Analysten prognostiziert, gab es insbesondere an den Anleihemärkten kein Halten mehr. So kletterten die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen mit 5,12 Prozent auf das höchste Niveau seit 2007. Auch die Renditen länger laufender Anleihen steigen deutlich – nicht nur in den USA, sondern auch in den Ländern der Eurozone.
Dies schob wiederum auch den US-Dollar etwas an – nicht unbedingt gegen den Euro, aber gegen eine Vielzahl anderer Währungen. Dass gestern dann auch noch die Notierungen an den Aktienmärkten einen starken Drang südwärts verspürten, könnte wiederum die Goldpreise aufgrund der dem edlen Metall zugeschriebenen Funktion als „sicherer Hafen“ unterstützt haben.
Gold am Mittwoch auf Wochenhoch
Deshalb hielten sich die Preise besser als man es vielleicht bei dem hohen Renditeniveau hätte erwarten können: Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens noch bei 1.906 USD/Unze, kämpfte es sich bis zum Mittwoch auf ein Wochenhoch bei 1.935 USD/Unze aufwärts. Der Renditesprung aufwärts zog dann wiederum den Stecker: Gold fiel gestern bis auf 1.903 US$ pro Unze, erholte sich aber schnell wieder auf 1.910. Heute Morgen startet es bei 1.914 in den Handelstag.
Der Xetra-Gold-Preis entwickelte sich meist recht parallel, da sich der Kurs des Euro zum US-Dollar nicht stark veränderte. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold vergangene Woche am Freitagmorgen noch bei 56,40 €/Gramm und im Wochenhoch am Mittwochnachmittag bei 57,05 €/Gramm. Auch hier gingen die Notierungen dann aber gestern stramm auf Talfahrt, und zwar bis auf 56,30 €/Gramm gestern. Heute Morgen dürfte es nahe dem Niveau des vergangenen Freitags bzw. etwas höher, nämlich bei 56,50 €/Gramm in den Tag starten.
Märkte blicken auf US-Arbeitsmarktdaten und Verbraucherpreise
Der Datenhöhepunkt dieser Woche dürfte dennoch erst der US-Arbeitsmarktbericht heute Nachmittag sein. Wird er die Trends der Woche verstärken oder umkehren? Nächste Woche werden sich die Finanzmärkte sehr stark auf die US-Verbraucherpreisdaten für den Juni fokussieren. Diese werden am Mittwoch veröffentlicht.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein entspanntes Wochenende – immer in Reichweite eines Kühlschranks, wenn möglich.