Trump gewinnt, Gold verliert – wie kann das sein?

Marktkommentar Michael Blumenroth – 11.11.2016

Wöchentlicher Marktbericht

Ich mag ja – auch wenn sich das im nachhinein sehr altklug anhört – nicht verhehlen, dass ich insgeheim mit einem Sieg Donald Trumps in den US-Präsidentschaftswahlen gerechnet hatte (die Botschaft, die bei der Brexit-Abstimmung in Großbritannien an die Politik gesendet worden war, deutlich im Ohr). Allerdings hätte ich niemals vermutet, dass die Märkte so reagieren, wie sie es seit Mittwochmittag getan haben.

Die Kausalkette, die sich zuvor angeboten hatte, war eher folgende: Trump gewinnt. Dies bringt Unsicherheit an die Märkte. Der US-Dollar gibt gegen die Währungen der großen Industriestaaten (Euro, Yen, Franken) nach. Aktienmärkte geben nach. Gold steigt.

Nun gut, für drei Stunden funktionierte diese Wirkungskette auch. Und zwar in dem Zeitfenster, in dem Donald Trump die Bundesstaaten Florida und Ohio gewonnen hatte, bis zu seiner ersten Rede als zukünftiger Präsident. Diese war moderater als die Zuhörer es vom Wahlkampf gewohnt waren. Und gleichzeitig stiegen die Renditen der US-Staatsanleihen, die als ‚sicherer Hafen‘ zunächst gesunken waren, deutlich an. Nun drehten die Märkte um 180 Grad, wobei der Marktreaktion wohl folgende Überlegung zugrunde liegt: Donald Trump hat eine deutliche Veränderung der Fiskalpolitik angestrebt, u.a. höhere Infrastrukturmaßnahmen und Steuererleichterungen, was bedeutet, dass die USA sich auf mittlere Sicht deutlich höher verschulden werden müssen. Um diese Verschuldung finanzieren zu können, müssen die USA langfristig höhere Zinsen auf ihre Staatsanleihen zahlen. Und deswegen stiegen die Renditen der US-Anleihen deutlich an. Der US-Dollar ebenso.

Dies beides zusammengenommen – höhere Zinsen auf Anleihen und ein teurerer US-Dollar (und zudem noch steigende Aktienmärkte) bremste den Goldpreis aus und schickte ihn auf Talfahrt.

Handelte das Gold am vergangenen Freitag noch bei 1.300 US$/Unze und am Dienstagabend in Erwartung eines Wahlsiegs für Hillary Clinton noch bei 1.268 US$/Unze,  so kletterte es Mittwochnacht zwischen 3 und 6 Uhr morgens auf 1.337 US$/Unze aufwärts. Dann setzte das Umdenken an den Märkten ein, und der Goldpreis geriet unter Druck. Er fiel bis auf 1.251,50 US$/Unze heute Nacht und handelt nun aktuell bei 1.259 US$/Unze. Damit hätte ich ehrlich gesagt für den Fall eines Wahlsiegs von Trump niemals gerechnet.

Für Investoren in der Eurozone wurde der Preisverfall durch den schwächeren Euro etwas abgebremst. Es gab dennoch bessere Wochen für Goldfreunde in diesem Jahr. Von 37,70 €/Gramm heute vor einer Woche kletterte der Preis am Mittwoch auf das Wochenhoch bei 38,25 €/Gramm, bevor die Goldpreise auf Talfahrt gingen. Der Preis von Xetra-Gold fiel auf 37,00 €/Gramm heute Morgen und erholte sich dann nur leicht auf 37,15 €/Gramm.

Spannend ist nun, wie es in der nächsten Woche weitergehen wird. Steigen Inflationsbefürchtungen weiter, könnte Gold davon eventuell profitieren. Legen der US-Dollar und die Renditen der US-Treasuries weiter zu, so würde dies den Goldpreisen eher nicht zum Vorteil gereichen.
Allen Lesern und Leserinnen wünsche ich nach dieser spannenden Woche ein schönes, erholsames und entspanntes Wochenende.
 

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