Steigende US-Renditen lasten auf den Gold-Notierungen
Marktkommentar Michael Blumenroth – 17.02.2023
Wöchentlicher Marktbericht

Nach einem Kurzausflug nach Dubai inklusive eines Tagestrips nach Abu Dhabi ist dem Autor dieser Zeilen mal wieder bewusst geworden, welchen Stellenwert das edelste aller Metalle in dortigen Kulturkreisen besitzt. Die sprichwörtlichen goldenen Wasserhähne, es gibt sie tatsächlich…
Für viele Anleger bedauerlich dürfte sein, dass dieses Interesse in den vergangenen Tagen nicht ausreichend war, die Goldpreise zu stützen. Im Gegenteil, in US-Dollar betrachtet sind diese heute Morgen exakt auf das Niveau vom Jahresanfang zurückgefallen – in Euro reicht es immerhin noch für einen kleinen Gewinn.
Warten auf die Leitzins-Erhöhung
Grund hierfür ist der deutliche Anstieg der Kapitalmarktzinsen und die nun verstärkt eingepreisten Markterwartungen, dass die US-Notenbank und die EZB die Leitzinsen weiter anheben und für einige Zeit auf einem höheren Niveau belassen werden. Erwarteten die Marktakteure – gemessen an den Kursen von Kontrakten an Terminbörsen – noch vor gut zwei Wochen einen Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus in den USA bei 4,85 Prozent, sind nunmehr rund 5,30 Prozent eingepreist. Die noch vor kurzem für das zweite Halbjahr erwarteten zwei Zinssenkungen zu je 0,25 Prozentpunkten sind nun ebenfalls auf höchstens eine reduziert worden. Zwei Mitglieder der US-Notenbank äußerten zudem gestern, dass die Währungshüter möglicherweise mehr Leitzinserhöhungen vornehmen müssten als momentan an den Märkten erwartet wird. Infolgedessen stiegen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen mit 3,89 Prozent heute Morgen auf das höchste Niveau seit Jahresbeginn.
Bundesanleihen mit deutlich höherer Rendite
Auch von der EZB erwarten die Marktakteure nun eine härtere Gangart hinsichtlich der Inflationsbekämpfung. Die Rendite zweijähriger Bundesanleihen notiert mit 2,91 Prozent aktuell so hoch wie zuletzt im Jahre 2008. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit 2,53 nach 2,07 im Tief vor zwei Wochen ebenfalls deutlich höher.
Der vermeintlich „sichere“ Zins einer US-Staatsanleihe oder einer Bundesanleihe steht in direkter Konkurrenz zum „sicheren Hafen“ Gold, weshalb die Goldpreise unter Druck kamen. Hinzu kam, dass auch der US-Dollar in den vergangenen beiden Wochen deutlich aufwertete und mittlerweile zum Euro fester notiert als zum Jahresbeginn.
Die Entwicklung der Goldpreise in US-Dollar und Euro
Die Goldpreise wurden demzufolge ordentlich durchgeschüttelt. Notierte Gold am Freitagmorgen vorvergangener Woche noch bei 1.915 US$ pro Unze, rutschte es nach den sehr starken US-Arbeitsmarktdaten aufgrund des festeren US-Dollars und der nach oben schießenden Renditen noch am gleichen Nachmittag rund 2,5 Prozent bis auf 1.862 ab. In der vergangenen Woche bewegten sich die Goldpreise mehrfach in einer Handelsspanne von 1.860 und 1.890 US$ je Unze auf und ab. Mit weiter ansteigenden Renditen ging es für die Goldpreise im Verlauf dieser Woche weiter abwärts bis auf 1.822 heute Morgen. Auch um acht Uhr notierte Gold bei 1.822.
Der Xetra-Gold-Preis notiert ebenfalls niedriger als zum Ende der vorvergangenen Woche. Der Kursverfall wurde hier etwas durch die Abwertung des Euro gemildert. Handelte Xetra-Gold vorvergangene Woche noch bei 56,55 € pro Gramm, fiel der Kurs auch hier bereits am 3. Februar nach den US-Arbeitsmarktdaten bis auf 55,30. In der vergangenen Woche erholte sich der Preis zurück auf 56,55, bröckelte aber im Wochenverlauf wieder ab und fiel am Mittwoch dieser Woche bis auf 55,00. Xetra-Gold dürfte heute Morgen bei rund 55,10 in den Handel starten.
Die Märkte dürften sich weiterhin auf die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen und Äußerungen von Vertretern der Notenbanken fokussieren. Am Montag steht mit dem Presidents’ Day ein US-Feiertag im Kalender.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, hoffentlich vorfrühlingshaftes Wochenende.