Handel im vermeintlichen Sommerloch

Marktkommentar Michael Blumenroth – 14.08.2025

Wöchentlicher Marktbericht

Wobei die Überschrift vielleicht nicht ganz zutreffend ist. Ein richtiges Sommerloch scheint es in diesem Jahr nicht zu geben. Schließlich halten uns Zölle, Geopolitik und Äußerungen aus der US-Regierung auch an den heißesten Tagen des Jahres auf Trab. Allerdings war es, zumindest was Konjunkturdaten anbelangt, bis dato eine Woche, die uns nicht so viel Futter für neue Marktideen lieferte.

Das Datenhighlight der Woche waren die US-Verbraucherpreisdaten für den Monat Juli, die am Dienstag veröffentlicht wurden. Diese lieferten keine eindeutige Botschaft bzw. jeder konnte je nach Interessenlage aus den Daten herauslesen, was er gerne möchte. Der Inflationsdruck in den USA hat sich nämlich im Juli einerseits entgegen den Erwartungen nicht verstärkt, allerdings hat die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflation stärker als erwartet zugelegt. Die Verbraucherpreise lagen wie im Juni um 2,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Kernrate erhöhte hingegen um 3,1 Prozent, im Juni hatte die Rate noch 2,9 Prozent betragen. Die Finanzmärkte entschieden sich dafür, das Glas als halbvoll zu betrachten und fokussierten sich darauf, dass zumindest die Gesamtrate nicht weiter gestiegen ist: Eine Leitzinssenkung der Fed bei der September-Sitzung wird nun mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit eingepreist, die Renditen der US-Staatsanleihen und der US-Dollar sanken, was wiederum die Goldpreise stützte.   

USA: Spekulationen Arbeitsmarktdaten und Leitzins

Weiteren Gegenwind bekam der US-Dollar durch die zuletzt verstärkt aufkeimenden Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Institutionen. Der designierte Chef der Arbeitsstatistikbehörde BLS, E.J. Antoni, hatte die Überlegung ins Spiel gebracht, Arbeitsmarktstatistiken nur noch vierteljährlich zu veröffentlichen, was an den Finanzmärkten, die sich sehr stark auf die monatlichen Daten fokussieren, nicht gut ankam. 

Zudem verstärkt US-Präsident Donald Trump weiterhin den Druck auf Fed-Chef Jerome Powell, und als wäre dies nicht genug, sprang ihm gestern auch noch US-Finanzminister Scott Bessent zur Seite. Dieser forderte von der Fed eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte im September. Seiner Ansicht nach müsse der Leitzins sogar 1,5 bis 1,75 Prozentpunkte niedriger stehen als aktuell. 

Verwirrung um US-Zölle: Gold in US-Dollar auf Rekordhoch

Nicht vorenthalten möchte ich noch eine Begebenheit vom vergangenen Freitag: Mit einem Sprung auf 3.534 US-Dollar je Unze für den Dezember-Kontrakt wurde Gold an der New Yorker Terminbörse Comex in der Nacht auf Freitag auf einem Rekordhoch gehandelt. Damit lag der Preis rekordverdächtige 125 US$ je Unze über den Notierungen in London für Gold zur sofortigen Lieferung – dem Preis, auf den ich mich in diesem Marktreport immer beziehe. Der Grund: Ein-Kilogramm- und 100-Unzen-Goldbarren – die gegen die an der Comex gehandelten Verträge geliefert werden können – wurden laut Angaben einer britischen Finanzzeitung in einer Entscheidung der US-Zollbehörde vom 31. Juli als “halbverarbeitet” statt “unverarbeitet” eingestuft und wären damit zollpflichtig. Allerdings wurde von der US-Administration noch am Freitagabend klargestellt, dass man sich der Sache annehmen werde. Am Montag stellte US-Präsident Trump dann klar, dass auf Goldimporte keinerlei Zölle erhoben werden sollen. 

Die Goldpreise im Wochenvergleich 

Die Meldung über die Zölle bescherte dem Goldpreis zumindest sein Wochenhoch. Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte Gold bei 3.375 US$ pro Unze und sprang auf rund 3.409 zum Handelsstart am Freitag. Nachdem dann aber klar wurde, dass es zu keiner Bezollung der US-Goldimporte kommen werde, ging es mit den Preisen wieder abwärts. Nicht hilfreich für die Notierungen war auch die Rallye der US-Aktienindizes mitsamt neuen Rekordhochs für den S&P500 und den Nasdaq Composite, die nicht gerade einen akuten Bedarf nach „sicheren Häfen“ impliziert. Demzufolge ging es abwärts bis auf 3.331 US$ je Unze am Dienstag, bevor die US-Inflationsdaten dem gelben Metall neues Leben einhauchten. Es kletterte gestern auf rund 3.370. In den heutigen Handelstag startet Gold bei rund 3.360 US$ je Unze.

Xetra-Gold mit leichtem Wochenverlust

Der Xetra-Gold-Preis litt etwas unter dem robusten Anstieg des Euros zum US-Dollar: Während der üblichen Handelszeiten stieg er zwar zunächst infolge der Gold-Zoll-Diskussion von 93,00 € pro Gramm am Donnerstagmorgen bis auf 94,00 am Freitag. Auch hier ging es dann aber abwärts bis auf 91,90 am Dienstag, woraufhin eine Erholung auf 92,60 gestern Nachmittag folgte. Sollte der Preis von 8 Uhr auch zum Handelsstart noch gültig sein, dürfte Xetra-Gold heute Morgen bei etwa 92,30 € pro Gramm in den Handel starten. 

Neben der Geopolitik – hier blicken wir auf das Treffen zwischen Trump und Putin morgen in Alaska – bleiben Daten, die der US-Notenbank Fed „Handlungsbedarf“ für deren Geldpolitik signalisieren könnten, im Fokus. Hier sollten heute der US-Erzeugerpreisindex und morgen die Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen Aufmerksamkeit finden. Es steht jedoch zu vermuten, dass die entscheidenden Daten erst im US-Arbeitsmarktbericht Anfang September zu finden sein werden.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein nicht allzu heißes Wochenende. 

Kommende Veranstaltungen

Veranstaltungen

18.10.2025 - 18.10.2025 Börsentag Berlin

Veranstaltungen

25.10.2025 - 25.10.2025 Börsentag Hamburg

Youtube-Kanal

Xetra-Gold | Das Wichtigste in Kürze | Finanzen.net Ratgeber

Xetra-Gold | Das Wichtigste in Kürze | Finanzen.net Ratgeber

Platow Euro Finance Investorenforum: Interview mit Rohstoffexperte Michael Blumenroth

Platow Euro Finance Investorenforum: Interview mit Rohstoffexperte Michael Blumenroth

Online-Seminar: Glänzende Aussichten - Gold als zeitlose Anlageform

Online-Seminar: Glänzende Aussichten - Gold als zeitlose Anlageform

Newsletter

Interessieren Sie sich für regelmäßige Informationen rund um Xetra-Gold? Dann abonnieren Sie unseren monatlichen, kostenlosen Newsletter mit aktuellen Bestandszahlen, Veranstaltungshinweisen sowie Marktausblicken zum Thema Gold.

Xetra-Gold Newsletter

Schade, dass Sie sich von unserem Newsletter abmelden möchten. Wenn Sie Informationen vermissen, schreiben Sie uns gerne an. Wir freuen uns über Ihr Feedback. Natürlich können Sie sich jederzeit erneut für den Newsletter registrieren.

Xetra-Gold Newsletter

Xetra-Gold-Hotline

Xetra-Gold-Hotline

Sie haben Fragen? Wir haben die Antworten. Und so erreichen Sie uns: 9-18 Uhr MEZ

+49-(0) 69-2 11-1 16 70

xetra-gold(at)deutsche-boerse.com

Für Presseanfragen:  media-relations(at)deutsche-boerse.com

Zum Kontaktformular