Sind Kryptowährungen das neue Gold?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 06.09.2018
Immer wieder werden Bitcoin, Etherum & Co. als das "Gold des digitalen Zeitalters" bezeichnet. Das rechenleistungsintensive Produzieren neuer Bitcoins wird Mining – schürfen – genannt, und häufig wird auf Gemeinsamkeiten von Gold und Kryptowährungen, wie z.B. die weitgehende Unabhängigkeit von staatlichen Eingriffen und die ähnlich hohe jährliche Produktionsrate, hingewiesen. Ganz sicher ähnelte auch die grenzenlose Euphorie, die Glücksritter während des kalifornischen Goldrauschs im 19. Jahrhundert erlebten, jener von Fans digitaler Währungen heute. Es gibt jedoch gravierende Unterschiede zwischen Gold und Kryptowährungen, die ein Nebeneinanderstellen geradezu absurd erscheinen lassen.
Von der Währung zum reinen Spekulationsobjekt
Digitale Währungen waren ursprünglich als anonyme, vom bestehenden Geldsystem unabhängige Zahlungsmittel geschaffen worden. Inzwischen dienen die mehr als 4.500 unterschiedlichen Kryptowährungen fast ausschließlich Spekulationszwecken –¬ kein Wunder angesichts von Wertzuwächsen, die auf dem klassischen Kapitalmarkt undenkbar sind. So steigerte sich der Wert des Vorreiters Bitcoin von 0,1 US$ im Oktober 2010 auf 10.000 US$ im November 2017. Allerdings hat die noch junge Historie der Kryptowährungen gezeigt, dass ebenso extreme Wertverluste möglich sind.
Währungen ohne intrinsischen Wert sind hochriskant
Gold ist das älteste Zahlungsmittel der Welt, und Zentralbanken horten einen guten Teil der nationalen Währungsreserven in Gold. Daneben ist Gold als Rohstoff unverzichtbar in Technologie und Gesundheitswesen sowie ein nicht wegzudenkender Teil der Mode- und Schmuckkultur. Digitale Währungen hingegen haben keinen intrinsischen Wert: bei Ihnen steht und fällt er mit dem Vertrauen der Menschen, die in sie investieren. Wie schnell aus Euphorie Enttäuschung werden kann, zeigt das jüngste Beispiel von Envion, dem größten deutschen ICO (Initial Coin Offering), der 100 Millionen US$ von Kunden einsammelte und jetzt kurz vor der Schließung steht. Der ausgegebene Envion-Token fiel um mehr als 90 Prozent und erweckt Erinnerungen an die Dot.Com-Blase. Vergleiche mit Gold fallen dagegen schwer.