Siegt die Fed bald gegen die Inflation?
Marktkommentar Michael Blumenroth – 14.07.2023
Wöchentlicher Marktbericht

Starke Marktbewegungen lösten diese Woche die Inflationsdaten aus den USA für den Juni aus. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,0 Prozent – das niedrigste Niveau seit 27 Monaten. Im Mai lag die Rate noch bei 4,0 Prozent. Die Kerninflation fiel ebenfalls stärker als von Analysten im Vorfeld erwartet, nämlich von 5,3 auf ein 20-Monats-Tief bei 4,8 Prozent. Besonders die Kernrate steht im Fokus der US-Notenbank Fed und soll so schnell wie möglich in den Zielbereich bei rund 2,0 Prozent zurückgeführt werden.
Sinkende Inflationsrate – Ende der Zinserhöhungen?
Da dies noch eine lange Wegstrecke bedeutet, dürfte die Fed am 26. Juli erneut die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte erhöhen. Hinsichtlich der Folgesitzungen zweifeln viele Marktteilnehmer nun jedoch an weiteren Zinsschritten, da sich die Inflationsraten nunmehr seit neun Monaten auf dem Rückzug befinden. Auch die Erzeugerpreise der USA haben ein weiteres Signal für eine momentan abflauende Inflation geliefert. Nach 0,9 Prozent im Mai stiegen diese im Juni nur noch um 0,1 Prozent zum Vorjahr an. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch.
Sinkende Rendite für US-Staatsanleihen
Das bröckelnde Vertrauen darauf, dass die US-Notenbank weitere geldpolitisch restriktive Schritte unternimmt, lässt sich besonders am Rückgang der Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen ablesen. Rentierten diese am Donnerstag vor einer Woche zeitweise mit 5,12 Prozent auf dem höchsten Niveau seit 16 Jahren, fiel die Rendite seitdem in der Spitze um rund 0,5 Prozentpunkte auf 4,62 Prozent. Die Rendite der Bundesanleihen gleicher Laufzeit verringerte sich im gleichen Zeitraum lediglich um 0,2 Prozentpunkte; die Märkte preisen weiterhin zwei Zinserhöhungen der EZB bis zum Jahresende ein. Zum Euro wertete der US-Dollar infolgedessen auf das tiefste Niveau seit März 2022 ab – heute Morgen handelte das Währungspaar bei 1,1240 US$ pro €.
Gold in US-Dollar mit Wochengewin
In diesem Umfeld legten die Goldpreise zwar erwartungsgemäß zu. Sie bewegten sich dabei jedoch lediglich meist parallel zum Euro/US-Dollar-Kurs, stiegen also nicht überproportional deutlich an wie zum Beispiel die Silberpreise.
Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens noch bei 1.914 US je Unze, kämpfte es sich bis zum Mittwochvormittag bereits auf 1.940 vor. Nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten notierte Gold im Wochenhoch gestern bei 1.963. Heute Morgen startet es bei 1.960 in den Handelstag.
Starker Euro bremst Xetra-Gold aus
Der Xetra-Gold-Preis kam hingegen aufgrund des deutlichen Anstiegs des Euros in dieser Woche nicht richtig vom Fleck. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold vergangene Woche am Freitagmorgen noch bei 56,50 € pro Gramm und im Wochenhoch nachmittags bei 56,80. Mit dem deutlichen Hüpfer aufwärts des Euros sank es dann aber bis auf 56,20 bereits am Montag. Nach einigem Auf und Ab in einer recht engen Handelsspanne dürfte es heute Morgen noch etwas leichter bei 56,10 in den Tag starten.
Die Märkte werden weiterhin die US-Inflationsdaten und mögliche Neubewertungen der Anlagen an vielen Märkten verdauen. Eventuell steht in der kommenden Woche eine Konsolidierungswoche an, bevor in der darauf folgenden die US-Notenbank und die EZB tagen werden.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein gewitterfreies, nicht zu heißes Wochenende.