Schöne Bescherung
Marktkommentar Michael Blumenroth – 16.12.2016
Wöchentlicher Marktbericht
Auch in der bald abgelaufenen Woche fällt es nicht ganz so leicht, etwas wirklich Positives über den Goldmarkt zu berichten. Versuchen wir es mal so: Wer in nächster Zeit Goldschmuck verschenken möchte, für den ist es billiger geworden.
Auch in dieser Woche blies den Edelmetallen, und hier insbesondere Gold und Silber, ein kräftiger Wind ins Gesicht. Entscheidend hierfür war diesmal die Sitzung der US-Notenbank Fed gewesen. Zwar hatten die Marktteilnehmer bereits seit Wochen eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte eingepreist. Die Akteure waren sich jedoch unsicher über das weitere Fortschreiten der US-Notenbank im bald beginnenden Jahr 2017. Und hier hat die Fed erstmals seit September 2014 ihre Erwartungen für Zinserhöhungen in naher Zukunft nicht nach unten revidiert, sondern nach oben. Statt zweier Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte prognostizieren die Mehrheit der FOMC-Mitglieder nun drei Zinserhöhungen für das kommende Jahr. Zudem erschien es, als säße eine andere Janet Yellen als in den vergangenen Pressekonferenzen vor der versammelten Pressemeute: Ein Klon? Sie hörte sich nämlich anders an, als in den vergangenen Monaten, und betonte nicht mehr die Abwärtsrisiken, sondern eher die Risiken, dass Konjunktur und Arbeitsmarkt in den USA heiß laufen könnten, was laut Lehrbuch höhere Inflationsraten zur Folge haben sollte.
Dies sorgte für einen kräftigen Sprung in den Renditen der US-Staatsanleihen ebenso wie für einen signifikanten Anstieg des US-Dollar. Der US-Dollar-Index DXY sprang innerhalb weniger Stunden ca. 2,5 Prozent aufwärts auf ein neues 13-Jahres-Hoch. Der Euro fiel gegen den US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Januar 2003. Immer mehr Marktbeobachter erwarten nun einen baldigen Angriff auf die Parität. Auch asiatische Währungen wie Yuan und Yen werteten deutlich ab.
Dies alles gefiel dem Goldpreis natürlich nicht.
Handelte das Gold am vergangenen Freitagvormittag noch um die 1.170 $/Unze und vor der Sitzung der US-Notenbank bei 1.165 US$/Unze, so rutschte es seit Mittwochabend kräftig abwärts bis auf den tiefsten Stand seit Februar bei 1.123 US$/Unze gestern Nachmittag. Heute Nacht erholte es sich infolge des etwas schwächeren US-Dollar und handelt nun beim Schreiben dieser Zeilen bei 1.134 US$/Unze.
Für Investoren in der Eurozone wurde der Preisverfall durch den schwächeren Euro immerhin etwas abgebremst. Von 35,45 €/Gramm heute Vormittag vor einer Woche purzelte der Preis insbesondere nach der Sitzung der US-Notenbank südwärts bis auf 34,70 €/Gramm – das Wochentief – und handelt nun wieder etwas fester bei 34,90 €/Gramm.
Seit der US-Wahl hängt die Entwicklung der Goldpreise von der Entwicklung der Anleiherenditen und des US-Dollar ab. So wird es wohl auch in naher Zukunft bleiben. Hier müssten sich die aktuellen Trends der steigenden Renditen oder des immer weiter ansteigenden US-Dollar verlangsamen, zum Stillstand kommen oder gar umdrehen, damit die Goldpreise sich nachhaltig erholen können. Vielleicht kommt es ja vor den Feiertagen oder dem Jahreswechsel zu Positionsglattstellungen.
Allen Lesern und Leserinnen wünsche ich ein schönes viertes Adventswochenende.