Notenbanken straffen Geldpolitik, Gold legt dennoch zu
Marktkommentar Michael Blumenroth – 17.12.2021
Wöchentlicher Marktbericht
Diese Woche stand eindeutig im Zeichen der Notenbanken. Insbesondere die Zusammenkunft der Währungshüter in Washington wurde an den Märkten mit Spannung erwartet. Schließlich hatten diverse Äußerungen insbesondere Jerome Powells, des Gouverneurs der US-Notenbank Fed, in letzter Zeit darauf hingedeutet, dass aufgrund der anhaltend hohen Inflationsraten eine Kehrtwende hinsichtlich der sehr lockeren Geldpolitik der Notenbank bevorstünde. So kam es dann auch: Die Anleihekäufe werden ab Januar doppelt so schnell zurückgefahren wie noch im November und Dezember. Hatten vor drei Monaten nur die Hälfte der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses mit überhaupt einer einzigen Leitzinserhöhung 2022 gerechnet, erwartet nun die Mehrheit der Mitglieder drei Leitzinserhöhungen 2022, drei weitere im Jahr 2023 und zwei im Jahr 2024. Dies war sogar etwas mehr, als die Märkte vor der Sitzung erwartet hatten.
Goldpreise trotzen den Leitzinserhöhungen
Auch die Kolleginnen und Kollegen Währungshüter in Großbritannien übertrafen gestern die Markterwartungen, indem sie für viele überraschend den Leitzins in einem ersten Schritt anhoben und weitere Zinsschritte signalisierten. Leitzinserhöhungen einiger anderer Notenbanken in dieser Woche (Norwegen, Chile, heute voraussichtlich noch Russland und Mexiko) waren hingegen schon an den Märkten eingepreist worden. Normalerweise dämpfen Leitzinserhöhungen bzw. steigende Erwartungen hinsichtlich Erhöhungen den Aufwärtsdrang der Goldpreise. Schließlich steigen damit gewöhnlich sowohl die Renditen der Anleihen als auch die Währungen an, was unmittelbar nach der Sitzung der US-Notenbank auch der Fall gewesen ist. Allerdings kam es später zu Gegenbewegungen, da viele Marktteilnehmer sich scheinbar im Vorfeld schon auf solch ein Ergebnis hin positioniert hatten. Zudem war der Tatendrang der Händler aufgrund des nahenden Jahresendes offensichtlich nicht mehr so stark ausgeprägt. Der US-Dollar gab gestern leicht nach, ebenso die Renditen der US-Anleihen. Gold stieg hingegen an.
Die Entwicklung der Goldpreise in US-Dollar und Euro
Von 1.775 US$ pro Unze am vergangenen Freitag sank der Goldpreis in einer ersten, unmittelbaren Reaktion auf das Ergebnis der US-Notenbank-Sitzung auf das Wochentief bei 1.754. Die Erholung folgte aber auf dem Fuße. Das Wochenhoch wurde bis dato beim Schreiben dieser Zeilen heute Morgen bei rund 1.807 markiert.
Der Xetra-Gold-Preis legte ebenfalls etwas zu. Während der üblichen Handelszeiten purzelte er zunächst von 50,50 € pro Gramm auf ein Wochentief bei 50,25 am Dienstag, kletterte dann aber bis auf 51,15 gestern. Heute Morgen könnte der Preis zum Handelsstart sogar noch etwas höher, nämlich bei 51,25 €/Gramm liegen.
Mit abnehmender Liquidität und zunehmenden Positionsschließungen vor dem Jahresende könnte es auch in der Weihnachtswoche noch etwas Bewegung an den Märkten geben.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen schönen vierten Advent.