Nachfrage nach Goldfonds/ETCs variiert 2022 regional deutlich
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 30.03.2022
Wurde die Goldnachfrage Ende letzten Jahres sowie im Januar 2022 noch in erster Linie von berechtigten Inflationsängsten in vielen Ländern angetrieben, kam im Februar die Invasion Russlands in die Ukraine als bestürzende, von vielen lange für unmöglich gehaltene geopolitische Krisensituation hinzu, deren Ausgang und Folgen zurzeit noch völlig unabsehbar sind. Eines steht aber fest: Die Welt ist eine andere, unsicherere geworden. Dies manifestiert sich u. a. auch darin, dass viele Anleger Zuflucht in Goldfonds und mit physischem Gold besicherten ETCs suchen.
Starke Abflüsse in China und Indien, Zuflüsse in Europa und den USA
US- und europäische Gold-ETFs und ETCs liegen bislang in diesem Jahr fast gleichauf: Um 21,3 Tonnen vergrößerten sich nach Angaben des World Gold Council die Bestände der US-amerikanischen Goldfonds, bei europäischen ETCs waren es bis Ende Februar 21,4 Tonnen. Dies entspricht Zuwächsen von 4 Prozent in den USA, respektive 1,8 Prozent in Europa. Ganz anders gestaltet sich die Situation in Asien, allen voran China, gefolgt von Indien, wo sich Anleger von Goldfonds-Anteilen in Höhe von 17,4 Tonnen trennten, was angesichts der im verglich zu Europa und den USA niedrigeren Goldbeständen einem Abfluss von 12,4 Prozent aller asiatischen Goldfonds entspricht. Die Februar-Ausgabe des „Gold ETF Flows“-Reports des World Gold Council sieht als Ursache dafür Gewinnmitnahmen und strategische Entscheidungen seitens institutioneller Investoren.
Trendwende in den nächsten Monaten eher unwahrscheinlich
Vermutlich sorgen der wachsende Inflationsdruck – in den USA liegt die Teuerungsrate schon bei 8 Prozent – und natürlich die massive geopolitische Krisensituation in Europa für eine Fortsetzung des 2022 bislang vorherrschenden Goldnachfragetrends. Dies belegt nach Ansicht des World Gold Council auch die Tatsache, dass die Nachfrage in Europa und den USA zurzeit fast unabhängig von der Preisentwicklung des Edelmetalls ist. Auch vermuten viele Anleger – möglicherweise zurecht – dass Zentralbanken ihre Geldpolitik in den nächsten Monaten nicht so stark ändern werden, dass sie den Inflationstendenzen kurzfristig entgegenwirken können.