Marktturbulenzen in Großbritannien und US-Verbraucherpreisdaten bewegen Goldpreise
Marktkommentar Michael Blumenroth – 14.10.2022
Wöchentlicher Marktbericht
Im Vorfeld der gestrigen Veröffentlichung der Inflationsdaten in den USA standen insbesondere die Marktturbulenzen in Großbritannien im Fokus der Märkte. Seitdem der britische Schatzkanzler Kwarteng vor rund zwei Wochen ein nicht-gegenfinanziertes Paket an Steuererleichterungen angekündigt hatte, waren die Märkte für britische Staatsanleihen (Gilts) außer Rand und Band geraten. Die vermutlich erheblich erhöhte Notwendigkeit der britischen Regierung, die zusätzlichen Schulden durch Neuausgabe von Staatsanleihen gegenzufinanzieren, hatte einen deutlichen Anstieg der Renditen zur Folge. Im Kielwasser der Bewegungen an den Märkten für Gilts kletterten auch die Renditen der Anleihen der Länder der Eurozone teilweise auf Niveaus, die seit 2011 nicht mehr erreicht worden waren. Die steigenden Kapitalmarktzinsen und der aufgrund der zunehmenden Unsicherheit an den Märkten erneut aufwertende US-Dollar bliesen den Goldpreisen strammen Gegenwind ins Gesicht.
US-Inflationsteigt übersteigt Prognosen
Dieser Gegenwind verstärkte sich gestern noch, als die Verbraucherpreisinflation in den USA nicht wie erwartet von 8,3 Prozent im August auf 8,1 Prozent, sondern nur auf 8,2 Prozent im September zurückging. Die Kerninflationsrate legte sogar weiter zu. Sie stieg von 6,3 auf 6,6 Prozent und damit mehr als mit 6,5 Prozent prognostiziert. Die Währungshüter in den USA dürften diese Entwicklung mit Sorge verfolgt haben. Eine weitere Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte auf der nächsten Fed-Sitzung in knapp drei Wochen gilt damit vermutlich als ausgemachte Sache. In einer ersten Reaktion sprangen die Renditen der US-Staatsanleihen deutlich aufwärts, der US-Dollar ebenso, die Goldpreise fielen hingegen auf ein Wochentief.
Goldpreise im Wochenvergleich schwächer
Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens noch bei 1.710 US$ pro Unze, so sank es bereits im Tagesverlauf unter die Marke von 1.700. Bis gestern Nachmittag handelte es zumeist zwischen 1.670 und 1.680, sackte dann aber unmittelbar nach den US-Verbraucherpreisdaten innerhalb kürzester Zeit rund 35 US$ auf 1.643 US$ pro Unze ab. Mit dem im Tagesverlauf nachgebenden US-Dollar und einer deutlich risikofreudigeren Stimmung erholten sich aber auch die Goldpreise schnell wieder. Heute Morgen notiert Gold bei knapp 1,670.
Der Xetra-Gold-Preis notiert ebenfalls schwächer. Handelte Xetra-Gold am vergangenen Freitag morgens noch bei 56,20 € pro Gramm, sank es während der üblichen Handelszeiten bis auf 54,55 gestern Nachmittag. Heute Morgen dürfte Xetra-Gold etwas höher bei rund 54,85 in den Handel starten.
Die Marktbewegungen an den Zins- und Anleihemärkten dürften auch in den nächsten Tagen die Richtung der Goldpreise bestimmen.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich nach dieser anstrengenden Woche ein erholsames Wochenende.