Konsolidierung der Goldpreise
Marktkommentar Michael Blumenroth – 08.04.2022
Wöchentlicher Marktbericht
Auch in dieser Woche trotzten die Goldpreise tapfer den teilweise auf neue Drei-Jahreshochs gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Am Dienstag hatte mitten in eine schon wieder Fahrt aufnehmende Renditebewegung aufwärts die normalerweise eher dem vorsichtigen und expansiven geldpolitischen Lager zugerechnete, designierte Vize-Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Lael Brainard, ungewohnt deutlich für eine verschärfte Straffung der Geldpolitik plädiert. Die Verringerung des Inflationsdrucks sei "vorrangig", sagte sie, kündigte eine "Serie" von Zinserhöhungen an und ergänzte, ab Mai wolle man mit einer raschen Verringerung der Bilanzsumme beginnen. Letzteres bedeutet, dass die US-Notenbank pro Monat voraussichtlich Anleihen im Gegenwert von 95 Milliarden US$, die fällig werden, nicht mehr nachkaufen wird. Da für diese Anleihen andere Käufer einspringen müssen, wird den Märkten somit Liquidität entzogen, was dem Charakter einer Zinsanhebung ähnelt. „Derzeit ist die Inflation viel zu hoch und unterliegt Aufwärtsrisiken“, so Brainard wörtlich. Viele Marktbeobachter erwarten nun für Anfang Mai eine Zinserhöhung in Höhe von 0,5 Prozentpunkten.
Goldpreise trotzen starkem US-Dollar
Besonders in den USA legten die Renditen der Staatsanleihen daraufhin deutlich zu. Sowohl zweijährige als auch zehnjährige Anleihen rentierten mit knapp 2,60 Prozent bzw. 2,67 Prozent so hoch wie zuletzt vor mehr als drei Jahren. Ein Nebeneffekt des Renditeanstiegs der US-Anleihen war, dass dadurch auch der US-Dollar aufwertete. Sowohl der Anstieg des Kapitalmarktzinsniveaus als auch ein starker US-Dollar bekommen den Goldpreisen normalerweise nicht wirklich gut. In diesem Umfeld entwickelten sich die Preise des edelsten aller Metalle in dieser Woche jedoch erstaunlich stabil und gut.
Die Nachfrage nach börsengehandelten Produkten in Gold bleibt hoch. Scheinbar behalten momentan Inflationssorgen weiterhin die Oberhand, sodass viele Anleger ihren Depots gerne ein bestimmtes Quantum an Gold beimischen.
Die Goldpreise notierten am vergangenen Freitagmorgen bei 1.932 US$ pro Unze. Trotz der Turbulenzen an den Anleihemärkten wurde Gold die gesamte Woche zwischen 1.945 (Hoch am Dienstagnachmittag) bzw. 1.915 US$ pro Unze (Tief am Mittwochmorgen) mehr oder weniger seitwärts gehandelt. Heute Morgen wird Gold etwas tiefer bei 1.932 umgesetzt.
Schwacher Euro stützt Xetra-Gold
Der Xetra-Gold-Preis profitierte vom schwachen Kurs des Euro. Handelte Xetra-Gold Ende vergangener Woche noch bei 56,20 € pro Gramm stieg es während der üblichen Handelszeiten bis auf 57,10 gestern Nachmittag. Heute Morgen dürfte Xetra-Gold zum Handelsstart ebenfalls ungefähr bei 57,10 oder gar geringfügig höher notieren. Der Wochengewinn beruht somit ausschließlich auf der Abwertung des Euro zum US-Dollar im Wochenverlauf.
In der kommenden Woche stehen die US-Verbraucherpreisdaten und eine Sitzung der Europäischen Zentralbank im Kalender. Ich melde mich Ende übernächster Woche wieder.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine schöne Karwoche und ein frohes Osterfest.