Konsolidierung
Marktkommentar Michael Blumenroth – 03.07.2025
Wöchentlicher Marktbericht
Willkommen im zweiten Halbjahr, und schauen wir mal, was uns dieses bringen wird. Die Freunde der edlen Metalle dürften wenig Grund haben, sich zu beklagen, das erste Halbjahr verlief wirklich gut. Wenngleich Platin durch einen enormen Schlussspurt und einem Anstieg von 47 Prozent in den ersten sechs Monaten Gold etwas den Rang ablaufen konnte, dürfte wohl kaum jemand unzufrieden sein mit den rund 25 Prozent, die der Goldpreis in US-Dollar betrachtet zulegen konnte. Damit hatte das gelbe Metall knapp vor Silber die Nase vorn, selbst das lange verschmähte Palladium konnte dank eines starken Monats Juni noch kräftig zulegen.
Waren die Goldpreise zum Monats- bzw. Halbjahresende noch einmal unter moderaten Druck geraten – hier könnte es sich um Gewinnmitnahmen oder Umschichtungen von Goldinvestments in Platin gehandelt haben – starteten sie in dieser Woche beherzt in die zweite Jahreshälfte hinein. Die Rekordhochs des S&P500 in den USA signalisieren zwar eine aktuelle Risikofreude und tendenzielle Sorglosigkeit an den Märkten, was dem „sicheren Hafen“ Gold etwas Gegenwind ins Gesicht bläst.
Mittelfristig orientierte Anleger scheinen jedoch weiterhin auf Gold zu setzen, weil:
- Das US-Steuergesetz, das von US-Präsident Donald Trump „One Big Beautiful Bill“ genannt wird, steht vor der möglicherweise finalen Abstimmung im US-Repräsentantenhaus. Wird es so wie aktuell geplant umgesetzt, dürfte es laut unabhängigen Beobachtern die Staatsverschuldung der USA um rund 3,4 Billionen US$ bis 2034 erhöhen.
- Die wachsenden Staatsschulden dürften viele Anleger weiterhin ein Auge auf Gold werfen lassen. Auch hier in Deutschland ist eine erhöhte Schuldenaufnahme in den folgenden Jahren geplant. In Großbritannien stiegen gestern die Renditen der britischen Staatsanleihen deutlich an, nachdem Medien über eine Ablösung der derzeitigen Schatzkanzlerin Rachel Reeves spekuliert hatten, was aus Marktsicht möglicherweise zu einer lockereren Fiskalpolitik in Großbritannien (also noch höheren Staatsschulden) führen könnte.
- Das Ende der „Zollpause“ am 9. Juli rückt unerbittlich näher. Sollten die betroffenen Länder bis dahin keine Handelsvereinbarungen mit den USA getroffen haben, würden möglicherweise wieder die höheren US-Zollsätze, die am 2. Juli verkündet worden waren, in Kraft treten. Nächste Woche könnte es somit an den Kapitalmärkten unruhig werden.
Hinzu kommen die wachsenden Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed spätestens im September die Leitzinsen senken könnte. Dies belastete den US-Dollar und hatte zur Folge, dass erstmals seit September 2021 für 1€ mehr als 1,18 US$ bezahlt werden mussten.
Die Goldpreise erhielten dadurch Rückenwind:
Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte der Goldpreis bei 3.335 US$ je Unze. Am Montagmorgen, dem 30. Juni, fiel er bis auf 3.249 US$, erholte sich aber bis zum Tagesende auf 3.305. Mit Beginn des neuen Halbjahres ging es dann aufwärts bis auf 3.365 heute Nacht. In den heutigen Handelstag startet Gold bei rund 3.360 US$ pro Unze.
Der Xetra-Gold-Preis wurde durch die weitere Aufwertung des Euro zum US-Dollar leicht ausgebremst. Während der üblichen Handelszeiten stieg er zunächst von 91,85 € pro Gramm am vergangenen Donnerstagmorgen bis auf 89,30 am Freitag. Auch hier ging es dann wieder aufwärts, und zwar bis auf 91,60 gestern. Sollte der Preis von 8 Uhr auch zum Handelsstart noch gültig sein, dürfte Xetra-Gold auch heute Morgen bei etwa 91,60 € pro Gramm in den Handel starten.
Aktuell sollten das US-Steuerpaket und die Zollpolitik im Fokus bleiben. Sehr wichtig dürften auch die US-Arbeitsmarktdaten sein, die aufgrund des morgigen „Independence Day“-Feiertages bereits heute Nachmittag veröffentlicht werden.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich angenehmere Temperaturen als am gestrigen Mittwoch und möglicherweise einen guten Start in die Ferien.