Keine Spur von „Sommerloch“
Marktkommentar Michael Blumenroth – 17.07.2025
Wöchentlicher Marktbericht
Im Laufe dieser Woche standen bis dato zwei Themen im Fokus: Die US-Zoll- und Handelspolitik sowie einige Inflationsdaten aus den USA.
Ende vergangener Woche hatte US-Präsident Trump Importzölle u.a. in Höhe von 50 Prozent für Güter aus Brasilien, 35 Prozent für kanadische und dann am Samstag 30-prozentige Zölle für Waren aus der Europäischen Union sowie für Waren aus Mexiko, die nicht unter das USA-Mexiko-Kanada-Handelsabkommen fallen, verkündet. Erschienen die 30-prozentigen Zölle für EU-Güter beim Handelsstart am Montag noch relativ schockierend, setzte sich an den Märkten die Grundüberzeugung weiter fest, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen sein sollte, sondern es stattdessen zu einem Handelsabkommen zwischen den USA und der EU kommen dürfte, sodass dieser Zollsatz nie in Kraft treten wird.
Zölle und US-Verbraucherpreisdaten im Fokus der Marktbeobachter
Die Nervosität an den Märkten könnte aber im Umfeld des 1. August wieder zunehmen, falls bis dahin keine Vereinbarungen getroffen wurden. Im Fokus steht hier aktuell beispielsweise Japan, das aktuell mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent ab dem 1. August belegt werden soll. Hier finden nämlich am Wochenende Wahlen zum Oberhaus statt, welche die Entscheidungsfindung und Verhandlungen verzögern könnten. Schauen wir mal.
Am Dienstag wurden Daten zu den US-Verbraucherpreisen im Juni veröffentlicht. Der Inflationsdruck hat im Juni erwartungsgemäß zugenommen. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vormonat um 0,3 Prozent und lagen um 2,7 (Vormonat: 2,4) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflation stieg zwar „nur“ 0,23 Prozent zum Vormonat und somit das fünfte Mal in Folge geringer als im Marktkonsens mit 0,3 Prozent erwartet. Hätten sich jedoch Gebrauchtwagen und -trucks nicht um 0,7 Prozent zum Vormonat verbilligt, wäre die monatliche Kerninflation so kräftig angestiegen wie zuletzt im Februar 2023. Zudem machen sich die ersten Auswirkungen der Zölle allmählich bei Gütern wie Einrichtungsgegenständen und Haushaltsgeräten bemerkbar, deren Preise spürbar anstiegen.
US-Dollar wertet ab
Dieser potentielle Inflationseisberg unterhalb der harmlosen Oberfläche schreckte einige Marktakteure mit kurzer Verzögerung auf. Die Renditen der 30-jährigen US-Staatsanleihen kletterten zurück über die Marke von 5,0 Prozent. Im Gegensatz zu den Marktbewegungen der vergangenen Wochen erhielt der US-Dollar dadurch kurzzeitigen Rückenwind – er wertete gestern zum Euro auf das höchste Niveau seit dem 24. Juni auf. Dies belastete vorübergehend auch die Goldpreise. Nachdem gestern Nachmittag jedoch Meldungen über die Ticker liefen, dass US-Präsident Trump sich erneut habe juristisch beraten lassen, ob er Fed-Gouverneur Jerome Powell entlassen könne, verlor der US-Dollar zum Euro innerhalb kürzester Zeit 1,5 Cent, was wiederum auch die Goldnotierungen stützte.
Leichter Wochengewinn für Goldanleger
Die Goldpreise legten insgesamt somit etwas zu. Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte Gold bei 3.325 US$ je Unze. Bis zum Montagmorgen ging es recht kontinuierlich aufwärts bis auf 3.375. Aufgrund des festen US-Dollars und der an den Aktienmärkten weiterhin recht freundlichen Stimmung (vermeintlich weniger Bedarf an „sicheren Häfen“) ging es bis gestern um etwa 16 Uhr abwärts bis auf 3.320 US$ je Unze. Nachdem mehrere Medienberichte kurz danach besagten, dass die US-Regierung über eine Entlassung Powells nachdenke, sprang der Goldpreis innerhalb weniger Minuten mehr als 50 US$ je Unze aufwärts auf 3.377. In den heutigen Handelstag startet Gold bei rund 3.340.
Auch der Xetra-Gold-Preis präsentierte einiges an Kursschwankungen und gewann letztendlich hinzu. Während der üblichen Handelszeiten stieg er von 91,10 € pro Gramm am vergangenen Donnerstagmorgen bis auf 92,95 am Montagmorgen. Nach einem Rücksetzer bis auf 91,95 hüpfte er gestern im Zuge der Trump-Powell-Gerüchte / Meldungen zurück auf 92,95. Sollte der Preis von 8 Uhr auch zum Handelsstart noch gültig sein, dürfte Xetra-Gold heute Morgen bei etwa 92,35 € pro Gramm in den Handel starten.
Diese Woche lehrt uns, dass neben der Geldpolitik (EZB-Sitzung kommende Woche, Fed-Sitzung eine Woche später) der Notenbanken weiterhin das Thema Zölle (wichtig, die erhöhten Zölle sollen ab 1. August in Kraft treten) und (Geo-)Politik die Märkte im Bann halten dürfte – Sommerloch sollte an den Märkten also kein Thema sein. Aus Termingründen kann ich erst Anfang August wieder zur Feder greifen, somit wird es dann vermutlich einiges zu berichten geben.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich bis dahin viele schöne sommerliche Tage und gegebenenfalls schöne Ferien.