In der Warteschleife
Marktkommentar Michael Blumenroth – 20.11.2025
Wöchentlicher Marktbericht
Nach ein paar Urlaubstagen melde ich mich zurück und stelle etwas verwundert fest, dass der Goldkurs sich nicht dramatisch von dem Niveau wegbewegt hat, an dem ich das letzte Mal diese Zeilen zu elektronischem Papier gebracht habe. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die Märkte in einen frühzeitigen Winterschlaf übergegangen wären. Die Kursbewegungen des edlen Metalls bleiben weiterhin ausgeprägt, die Tagesschwankungen mitunter groß.
Was bewegt die Goldpreise?
Belastend wirkte sich primär die Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung der US-Notenbank Fed Ende Oktober aus, in deren Rahmen Fed-Gouverneur Jerome Powell explizit erläuterte, dass eine erneute Leitzinssenkung der Fed im Dezember keineswegs bereits eine ausgemachte Sache sei. Hatten die Zinsterminmärkte zuvor einen weiteren Zinsschritt am 10. Dezember fest eingepreist, taxieren sie die Wahrscheinlichkeit dafür mittlerweile nur noch mit etwa 45 Prozent – nach Veröffentlichung des Protokolls dieser Sitzung gestern Abend sogar nur noch mit gut 25 Prozent. Dies verschaffte den Goldpreisen ebenso leichten Gegenwind wie auch der etwas festere Kurs des US-Dollars.
US-Shutdown verzögert Veröffentlichung von Daten
Für Unsicherheit sorgt zudem die Tatsache, dass seit nunmehr zwei Monaten aufgrund des Shutdowns der Regierungsstellen in den USA keine Daten zur Positionierung der spekulativ orientierten Marktteilnehmer in den USA veröffentlicht wurden. Sollten diese extrem einseitig auf der Kaufseite positioniert sein, könnte dies früher oder später für nicht unbedeutenden Verkaufsdruck sorgen, falls es zu Gewinnmitnahmen und eventuellen Anschlussverkäufen kommen sollte.
Gold bleibt als Stabilisator gefragt
Auf der anderen Seite spricht vieles dafür, dass Gold weiterhin als „sicherer Hafen“ gefragt bleiben dürfte. Der kürzliche Rücksetzer an den Aktienmärkten zeigt an, dass auch diese keine Einbahnstraße sind, an denen es immer nur aufwärts geht. (Geo-)politische Risiken sowie die kräftig zunehmenden Staatsschulden rund um den Globus haben sich in den Köpfen vieler Anleger ebenfalls festgesetzt. Momentan steht hier Japan in Fokus mit einer spürbaren Abwertung des Yens und Verlusten an den Anleihemärkten.
Gold aktuell über 4.000 US$ pro Unze
Notierten die Goldpreise am Mittwochmorgen vor nunmehr drei Wochen beim Schreiben dieser Zeilen noch bei 3.996 US$ je Unze, sanken sie am 30. Oktober bis auf 3.915. Nach einigen Tagen Seitwärtshandel um die Marke von 4.000 US$ pro Unze herum entschieden sich die Notierungen für die Flucht nach vorne. Sie sprangen von rund 4.000 bis auf 4.225 am 13. November, gaben ihre kompletten Zugewinne jedoch bis zum Dienstag dieser Woche wieder ab. Sie erholten sich dann aber zurück auf 4.132 US$ pro Unze am gestrigen Mittwoch und notieren beim Schreiben dieser Zeilen am Donnerstag gegen etwa 8 Uhr bei 4.070.
Auch Xetra-Gold zeigte beeindruckende Bewegungsfreude
Während der üblichen Handelszeiten ging es von 110,40 € pro Gramm am Mittwochmorgen vor drei Wochen abwärts bis auf 109,65 Auch hier sprangen die Notierungen dann aber vom 10. bis 13. November hoch bis auf 117,45. Nach einem Rücksetzer auf 111,50 am Dienstag dieser Woche dürfte Xetra-Gold heute Morgen bei etwa 113,50 € pro Gramm in den Handel starten.
Heute stehen die US-Arbeitsmarktdaten für den September im Datenkalender, die zumindest vorübergehend für etwas kräftigere Marktbewegungen sorgen könnten. In der ersten Wochenhälfte der kommenden Woche werden viele weitere US-Konjunkturdaten veröffentlicht, bevor dann am 10. Dezember bereits die nächster Fed-Sitzung stattfinden wird – vorweihnachtliche Hektik. Im Großen und Ganzen dürfte die Korrektur bei den Goldpreisen gesund gewesen sein. Es sprechen weiterhin viele fundamentale Gründe für mittelfristig erneutes Aufwärtspotenzial.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein nicht allzu kaltes Wochenende.




