Hürde von 2.000 US$ übersprungen
Marktkommentar Michael Blumenroth – 06.04.2023
Wöchentlicher Marktbericht

In der vorösterlich verkürzten Handelswoche waren bis dato das Thema der Woche eindeutig die sich mehrenden Vorzeichen, die auf eine potenzielle Rezession in den USA hindeuten könnten. Zu Beginn des neuen Quartals standen nämlich eine Reihe von Konjunkturdaten im Kalender, die zumindest hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung der USA nahezu unisono bei den Marktakteuren für lange Gesichter sorgten.
Schwache US-Daten
Insbesondere die ISM-Einkaufsmanagerindizes, viel beachtete Frühindikatoren der mittelfristigen Konjunkturentwicklung, enttäuschten sowohl für die Industrie (niedrigstes Niveau seit dem Corona-Mai 2020) als auch für die Dienstleistungen (deutlicher Rückgang). Hinzu kamen Daten zum Auftragseingang bei der Industrie (schwächer als erwartet), zur Handelsbilanz (das Defizit wuchs stärker als erwartet an) und zu den offenen Stellen in der Privatwirtschaft (ein Rückgang um mehr als 500 Tsd. zum Vormonat), die darauf hindeuteten, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bald eine Rezession an die Tür klopfen könnte.
Die unmittelbarste Reaktion auf diese Daten ließ sich mal wieder an den Anleihemärkten feststellen. Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen sanken von 4,13 Prozent am Montagvormittag bis auf 3,68 Prozent im Tief am gestrigen Nachmittag. An den Zinsterminmärkten wurden für die zweite Jahreshälfte gestern Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed in Höhe von 0,95 Prozentpunkten eingepreist, nach lediglich 0,55 Prozentpunkten zum Wochenbeginn. Mit anderen Worten, die Marktakteure preisen verstärkt eine Rezession in den USA ein, und als Reaktion darauf Zinssenkungen der Fed.
Schreckgespenst Stagflation
Die Lage könnte noch verzwickter werden, da die OPEC+-Länder am vergangenen Sonntag deutliche Einschränkungen der Erdöl-Produktion ab Anfang Mai vereinbarten, was stark ansteigende Ölpreise und damit die Gefahr länger anhaltend hoher Inflationsraten zur Folge hätte. Das Schreckgespenst der „Stagflation“, also eine anämische Entwicklung der Wirtschaft bei anhaltend hohen Inflationsraten geisterte wieder durch die Medien. Hatte der US-Dollar ursprünglich abgewertet, war er gestern Nachmittag hingegen wieder als „sicherer Währungshafen“ gefragt.
Gold in US-Dollar gestern auf 12-Monats-Hoch
Auch Gold wurde in dieser Woche gut nachgefragt. Notierte Gold am Freitagmorgen vergangener Woche noch bei 1.980 US$ pro Unze, purzelte es am Montagmorgen zu Handelsbeginn in Asien abwärts bis auf 1.950, nachdem zunächst die Renditen und der US-Dollar infolge des OPEC+-Beschlusses deutlich angestiegen waren. Infolge der zunehmend risikoaversen Stimmung nach den US-Konjunkturdaten vollzogen die Preise relativ schnell eine Kehrtwende. Am Dienstag sprang der Preis in kurzer Zeit von 1.980 auf 2.023 US$ je Unze und erzielte gestern Nachmittag mit 2.032 ein 12-Monats-Hoch. Heute Morgen notieren die Goldpreise um 8 Uhr etwas tiefer bei rund 2.014 USD/Unze.
Auch der Xetra-Gold-Preis gewann im Wochenvergleich während der üblichen Handelszeiten hinzu. Handelte Xetra-Gold vergangene Woche am Freitagmorgen noch bei 58,40 € pro Gramm und Montagvormittag bei 58,10, kletterte es bis auf 59,65 gestern Nachmittag. Heute Morgen dürfte Xetra-Gold bei rund 59,40 in den Handel starten.
Am Karfreitag werden dem Feiertag zum Trotz die US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die spätestens am Montag (kein Feiertag in den USA) für Marktbewegungen sorgen dürften. Nächste Woche stehen dann am Mittwoch die US-Verbraucherpreisdaten als Höhepunkt der Datenwoche im Kalender.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, ruhiges Osterwochenende.