Haben politische Börsen kurze Beine?
Marktkommentar Michael Blumenroth – 19.05.2017
Wöchentlicher Marktbericht
Eine spannende Woche an den Märkten. Die kontemplative Ruhe der vergangenen Wochen, welche die Schwankungsbreite des S&P500-Aktienindex in den USA auf ein 24-Jahres-Tief getrieben hatte, scheint nun vorüber zu sein.
Grund hierfür waren die nahezu täglich aus Washington zu uns herüberdringenden Nachrichten über Vorwürfe gegen den US-Präsidenten Donald Trump und dessen Reaktion hierauf – vorzugsweise vollzogen via Twitter-Nachrichten. Die Märkte werden hier insofern in ‚Mitleidenschaft‘ gezogen, dass Marktteilnehmer in Frage stellen, dass die US-Regierung sich endlich an die Steuerreform und Infrastrukturmaßnahmen machen wird, welche sie den Märkten ja ‚versprochen‘ hatte. Das nahmen die Aktienanleger in den USA zum Anlass, einen Teil ihrer Positionen zu verkaufen. Die US-Aktienmärkte lieferten am Mittwoch den schwächsten Tag seit vergangenem September ab. Gleichzeitig purzelten die Renditen der US-Staatsanleihen abwärts. Und der US-Dollar hatte zeitweilig sämtliche Zugewinne seit den US-Wahlen im November – gemessen am DXY-Index von Reuters – wieder abgegeben. Der Euro konnte ebenfalls gegen den US-Dollar auf den höchsten Stand seit Anfang November springen.
Dies ist natürlich ein sehr förderliches Umfeld für die Goldpreise gewesen. Neben einer kleinen Flucht in Staatsanleihen und den Yen profitierte das edelste aller Metalle von seinem Status als sicherer Hafen. Von 1.229 US$/Unze am Freitag vergangener Woche kletterte der Goldpreis bis auf 1.265 US$/Unze gestern Mittag. Am gestrigen Nachmittag setzte dann, trotz Marktturbulenzen in Brasilien, eine Erholung an den Aktienmärkten und für den US-Dollar ein. Diese sorgte dafür, dass Gold leicht zurücksetzte. Dieses handelt aktuell bei 1.251 US$/Unze. Ein schöner Wochengewinn.
Aufgrund des starken Anstieg des Euro gab der Xetra-Gold-Preis im direkten Wochenvergleich etwas nach, und zwar von 36,40 €/Gramm nach einem Wochentief bei 35,85 €/Gramm und einem Hoch bei 36,50 €/Gramm auf aktuelle 36,25 €/Gramm.
Im Moment scheint der Euro nach oben hin etwas anzustoßen. Schauen wir also mal, wie sich hier die Kurse weiter entwickeln werden. Da politische Börsen ja meist kurze Beine haben, könnte die Story „Trump und das FBI“ bald etwas aus dem Fokus der Marktteilnehmer rücken. Das Augenmerk könnte nun auf der Nahost/Europareise Trumps ruhen. An Konjunkturdaten ist die nächste Woche eher arm. Anfang Juni wird es dann aber wieder spannend, wenn von der EZB erklärende Worte erwartet werden, ob die ultra-lockere Geldpolitik in Europa allmählich zu einem Ende kommt. Danach erwarten wir dann am 14. Juni Neuigkeiten auch von der US-Notenbank.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein unwetterfreies, entspanntes Wochenende.