„Goldrausch“ hält an
Marktkommentar Michael Blumenroth – 16.10.2025
Wöchentlicher Marktbericht
„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.“ Zitieren wir hier ruhig mal zur Einstimmung aus Goethes „Faust“ – nicht, um dem Ganzen einen intellektuellen Touch zu verleihen, sondern weil es die letzten Tage am Goldmarkt recht gut zusammenfasst. Denn nach einer kleinen Erholungspause am vergangenen Freitag erfreuen die Goldpreise die zahlreichen Anhänger des edelsten aller Metalle seit Montag mit im Tagesrhythmus erzielten neuen Rekordhochs.
Gold klettert über 4.200 US$ pro Unze
Hatten wir in der vergangenen Woche noch den Sprung über die Marke von 4.000 US$ je Unze kommentiert, so können wir in dieser Woche festhalten, dass mittlerweile auch die Hürde von 4.200 US$ pro Unze keine unüberwindbare Barriere für das gelbe Metall darstellte. Seit gestern ist auch dieses Kursziel erreicht und überschritten worden.
US-chinesischer Handelsstreit geht in die nächste Runde
Einen Schub bekamen die Goldpreise bereits zum Wochenschluss am vergangenen Freitag, nachdem US-Präsident Donald Trump potenzielle Importzölle gegenüber Waren aus China in Höhe von 100 Prozent ab dem 1. November ankündigte und zusätzlich das Vorhaben, Ausfuhrbeschränkungen für Exporte von Chips bzw. Halbleitern gen China zu prüfen. Dies als Reaktion darauf, dass China ab dem 1. November verschärfte Exportkontrollen für seltene Erden verkündet hatte. Der Handelskonflikt – insbesondere zwischen den USA und China – war zuletzt an den Märkten von vielen Akteuren als deeskaliert betrachtet worden, so dass die Irritationen am Freitagabend unserer Zeit groß waren: Die US-Aktienindizes gingen kräftig auf Talfahrt, was den Goldpreisen Rückenwind verlieh.
Fed-Chef deutet Zinssenkung an
Zwar äußerte US-Präsident Donald Trump am Sonntag über seinen Social-Media-Kanal wesentlich konziliantere Töne. Dies hinderte die Goldpreise jedoch nicht daran, gleich am Montag erstmals teurer als 4.100 US$ je Unze gehandelt zu werden. Eine Rede des Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, am Dienstag wurde an den Märkten dann als deutlicher Hinweis darauf interpretiert, dass es auch bei der Fed-Sitzung in zwei Wochen eine weitere Zinssenkung geben dürfte – dies verschaffte den Goldpreisen zusätzlichen kräftigen Rückenwind.
Neues Rekordhoch
Notierten die Goldpreise am Donnerstagmorgen vergangener Woche beim Schreiben dieser Zeilen noch bei 4.038 US$ je Unze, sanken sie nach Gewinnmitnahmen noch gleichtägig auf 3.945. Am Freitag ging es dann retour über die 4.000 US$ pro Unze-Marke und der Anstieg beschleunigte sich. Am Dienstag gab es zwar einen kurzen Rücksetzer von rund 4.180 auf 4.090 – wobei hier eine heftige, wenngleich sehr kurzfristige Korrektur der Silberpreise ausgestrahlt haben könnte, nachdem das weiße Metall ebenfalls ein Rekordhoch erzielt hatte. Der Goldpreis erholte sich aber schnell und markierte gestern mit 4.218 US$ je Unze erneut ein Rekordhoch, gefolgt von 4.242 heute Morgen. In den heutigen europäischen Handelstag startet Gold bei rund 4.232 US$ pro Unze.
Auch für den Xetra-Gold-Preis purzelten die Rekorde. Während der üblichen Handelszeiten ging es von 111,60 € pro Gramm am Donnerstagmorgen vergangener Woche seit Beginn dieser Woche zunächst noch einmal abwärts auf 109,80 zum Handelsstart am Freitag. Seit Wochenbeginn wurde dann ebenfalls ein Rekordhoch nach dem anderen erzielt, das aktuelle steht bei 116,50, erzielt gestern Morgen. Wäre der Preis von 7 Uhr auch zum Handelsstart noch gültig sein, würde Xetra-Gold heute Morgen bei etwa 116,70 € pro Gramm in den Handel starten – also auf einem neuen Rekordhoch.
Korrektur oder Fortsetzung der Rekordjagd?
Momentan erscheint der Goldmarkt etwas überkauft und eine Pause bzw. kleine Korrektur vor der Wiederaufnahme des Gipfelsturms wäre vielleicht für die Marktverfassung gesund. Aber solange die enorme aktuelle Nachfrage auf ein nicht hinreichendes Angebot trifft, steigen nun einmal rein ökonomisch betrachtet die Preise weiter.
Gewinnmitnahmen – insbesondere von spekulativ orientierten Anlegern an den Terminbörsen – sind aber natürlich weiterhin jederzeit möglich. In den letzten Wochen betrachteten jedoch anscheinend viele Anleger kurzzeitige Rückschläge als Kaufgelegenheit…
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein goldenes Oktoberwochenende.