Gold verteidigt Zugewinne nahezu stoisch
Marktkommentar Michael Blumenroth – 27.10.2023
Wöchentlicher Marktbericht
Auch diese Woche versorgte die Marktbeobachter wieder mit einigen ungewöhnlich starken Kursbewegungen an den Anleihemärkten, welche im Endeffekt auch auf die anderen Finanzmärkte ausstrahlen. Am Montag sprangen die Renditen der US-Staatsanleihen zunächst merklich aufwärts. Erstmals seit Juni 2007 rentierten zehnjährige US-Staatsanleihen über der Marke von 5,0 Prozent, 30-jährige gar über 5,25 Prozent. Im Tagesverlauf änderte sich dies jedoch, nachdem Großinvestoren ihre Erwartung zum Ausdruck brachten, dass die Renditen nun fast einen Gipfel erreicht haben dürften und mittelfristig wieder sinken sollten. Die Schwankungen an den Anleihemärkten blieben auch im Wochenverlauf ungewöhnlich stark. Erst gestern kratzte die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen erneut an der 5-Prozent-Marke. Aufgrund der aktuell sehr hohen Positionierung spekulativ orientierter Marktakteure an den Terminbörsen und der geopolitischen Unsicherheiten dürften die starken Tagesschwankungen an den Anleihemärkten noch eine Weile anhalten.
Von dem zeitweiligen starken Renditerücksetzer bei den US-Anleihen profitierte kurzzeitig auch der Euro, der zum US-Dollar bis auf fast 1,07 kletterte, bevor er schließlich doch wieder der Schwerkraft Tribut zollte und Richtung 1,05 sank. Man hätte in diesem Umfeld starker Kursbewegungen – die Aktienmärkte blieben eher unter Druck – auch etwas stärkere Bewegungen im Goldkurs erwarten können. Dieser verfolgte das Geschehen aber relativ unbeeindruckt. Es scheint, dass momentan immer noch einige Marktakteure auf Gold in seiner Funktion als „sicherer Hafen“ setzen, sodass auch neue zyklische Renditehöchststände das gelbe Metall nicht stark unter Druck bringen.
Am Freitag vergangener Woche notierte Gold morgens noch bei 1.980 USD/Unze. Am Freitagnachmittag wurde an den Finanzmärkten anscheinend die Suche nach „sicheren Häfen“ intensiviert – aus Furcht vor einer Eskalation der angespannten Lage im Nahen Osten über das Wochenende hinweg. Neben Anleihen und dem Schweizer Franken war auch Gold gefragt, das bis auf 1.997 US-Dollar je Unze anstieg. Einige dieser Positionen wurden dann zu Wochenbeginn wieder aufgelöst. Der Goldpreis fiel am Dienstagnachmittag bis auf 1.954 US-Dollar/Unze. Seitdem ging es in der Grundtendenz wieder aufwärts, und zwar bis auf 1.993 US-Dollar /Unze gestern Nachmittag. Heute Morgen startet Gold bei rund 1.989 USD/Unze nicht weit entfernt in den Handelstag.
Auch der Xetra-Gold-Preis hält sich stabil und fest. Während der üblichen Handelszeiten lag er zunächst am Freitag vergangener Woche noch bei 60,15 €/Gramm bzw. im Tagesverlauf bei 60,60 €/Gramm. Er fiel parallel zum Goldpreis in US-Dollar am Dienstag auf ein Wochentief bei 59,10 €/Gramm und änderte dann die Marschrichtung wieder gen Norden. Mit 60,75 €/Gramm stieg der Kurs gestern Mittag auf ein Wochenhoch und dürfte heute Morgen bei rund 60,55 €/Gramm in den Handel starten.
Vermutlich könnte Gold in seiner Rolle als „sicherer Hafen“ weiter gefragt sein, obgleich hier viele Marktakteure bereits ausreichend positioniert sein dürften. In der kommenden Woche stehen mit der Sitzung der US-Notenbank Fed und Daten zum US-Arbeitsmarkt einige möglicherweise wegweisende Ereignisse für die Finanzmärte im Kalender.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes Wochenende, immerhin bleibt ja eine Stunde länger Schlaf am Sonntagmorgen möglich.