Gold fällt ins Sommerloch
Marktkommentar Michael Blumenroth – 19.08.2022
Wöchentlicher Marktbericht
Echte Highlights fehlten in dieser Woche an den Märkten. Auch der Goldmarkt fristete ein bisschen ein Schattendasein – mal abgesehen von den vielen, teils überraschenden Goldmedaillen für das DLV-Team bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München. Tendenziell wurden die Goldpreise von in einigen Ländern weiterhin überraschend hohen Inflationsraten gestützt. In Großbritannien beispielsweise lag der Anstieg der Verbraucherpreise erstmals seit 1982 im zweistelligen Bereich.
Die Notenbanken könnten darauf mit einer restriktiverer Geldpolitik reagieren. In Norwegen wurden die Leitzinsen gestern in einem für den Monat August ungewöhnlichen Schritt um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Auch vonseiten der US-Notenbank und der EZB gab es im Wochenverlauf Äußerungen dahingehend, dass die nächsten Zinsschritte wieder in robuster Größenordnung erfolgen könnten. Je höher die Leitzinsen und daraufhin die Geldmarkt- und Kapitalmarktzinsen, desto stärker der Gegenwind für die Goldpreise.
Explodierende Strom- und Erdgaspreise mit Auswirkungen
Die an der Leipziger Strombörse gehandelten Kontrakte für Strom zur Lieferung in Deutschland setzten im Wochenverlauf ebenso wie die Erdgaspreise an der niederländischen TTF-Terminbörse ihren nahezu exponentiellen Anstieg fort. Die Preise haben sich seit August 2021 für einige Kontrakte versechsfacht, Strom zur Lieferung in einem Jahr hat sich seit Anfang Juli im Preis verdoppelt. Die Sorgen vor einer ausgeprägten Energiekrise in Europa haben sich im Wochenverlauf verstärkt, was natürlich den Eurokurs belastet. Dieser schwächte sich im Wochenverlauf gegenüber dem US-Dollar erneut deutlich Richtung Parität ab. Der US-Dollar zeigte mit dem bis dato größten Wochengewinn seit zwei Monaten allgemein wieder Stärke, was den Goldpreisen überhaupt nicht zuträglich war.
In US-Dollar war deshalb ein moderater Rücksetzer der Goldpreise zu verbuchen. Gold notierte am Freitag vergangener Woche morgens bei 1.792 USD/Unze und stieg bis zum Tagesschluss noch auf 1.803 USD/Unze. Seit Wochenbeginn geht es nun aber abwärts. Hielt sich der Goldpreis bis Mittwochmittag noch bei 1.780 USD/Unze, gab er gestern im Zuge der Aufwertung des US-Dollars ein ganzes Stück nach. Das Edelmetall wurde heute Morgen um 6 Uhr zum Preis von 1.752 USD/Unze gehandelt und notiert um 8 Uhr bei rund 1.757 USD/Unze.
Xetra-Gold
Der Xetra-Gold-Preis hielt sich deutlich besser und legte während der üblichen Handelszeiten sogar zu, was mit dem Kurssturz des Euro gegenüber dem US-Dollar zusammenhängt. Handelte Xetra-Gold am vergangenen Freitag morgens noch bei 55,80 €/Gramm und im Wochenhoch am Dienstag bei 56,45 €/Gramm (fast ein Déjà-vu zur Vorwoche!) fiel es bis Mittwochabend auf 55,70 €/Gramm. Heute Morgen notiert Xetra-Gold um kurz vor 8 Uhr bei rund 56,00 €/Gramm.
In der kommenden Woche werden einige Frühindikatoren veröffentlicht, die Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung der USA und der Eurozone geben könnten. Bestimmend für die Richtung, in die die Märkte blicken, dürfte primär weiterhin die Geldpolitik der Notenbanken bleiben.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames Wochenende mit möglicherweise mal ein paar Regentropfen.