Gold 2020: Höchstpreise führten zu Positiv- und Negativrekorden
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 28.01.2021
Die Goldrallye, die bereits im vierten Quartal 2018 begonnen hatte, nahm durch Covid-19 noch einmal Fahrt auf, was im August 2020 zum Durchbrechen der magischen 2.000 US$-Marke für eine Feinunze führte. Trotz Einbrüchen gegen Ende des Jahres schloss der Spotpreis für Gold in US-Dollar das Jahr mit einem Plus von 25 Prozent ab. Gold in Euro legte 2020 um 13 Prozent zu. Nichtsdestotrotz bewegte sich die Goldnachfrage auf dem niedrigsten Niveau seit 11 Jahren. Wie passt das zusammen?
Rekordzuflüsse in Gold-ETFs/ETCs und neuer Rekordbestand
Um ganze 120 Prozent wuchsen die Zuflüsse in physisch besicherte Gold-ETFs und -ETCs: 877 Tonnen Gold in einem Jahr, das hatte es zuvor noch nie gegeben – genau wie den Rekordgoldbestand von 3751,5 Tonnen Ende des Jahres. Damit erhöhten sich die Gesamtinvestitionen 2020 in Gold um 40 Prozent zu einem neuen Jahresrekord von 1773,2 Tonnen. Investitionen in physisches Gold wuchsen im Vergleich dazu eher ringfügig, nämlich um lediglich 6 Prozent.
Covid-19 bremste privaten und industriellen Goldkonsum aus
Die Corona-Krise führte zu einem starken Rückgang des privaten Konsums bei vielen Produkten, darunter zum schwächsten Nachfragejahr aller Zeiten für Goldschmuck. Noch 2019 hatte diese fast die Hälfte der Gesamtnachfrage nach Gold ausgemacht. Die Goldschmuckkäufe gingen weltweit um 34 Prozent zurück; in der wichtigen Goldregion Indien sogar um 42 Prozent. Auch die industrielle Nachfrage nach Gold sank Pandemie-bedingt, allerdings nur um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zentralbanken erweiterten 2020 im elften Jahr in Folge ihre Goldreserven, allerdings nur um 272,9 Tonnen, was im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 59 Prozent bedeutet.
Das Krisenjahr 2020 und das Kursfeuerwerk führten damit zu Rekordinvestitionen in den sicheren und in dem Jahr überdies sehr lukrativen Hafen Gold. Andererseits waren sie jedoch auch ursächlich für den Verzicht auf Goldkäufe unter jenen, deren finanzielle Lage aufgrund der Pandemie bedroht oder bereits negativ beeinträchtigt war. Nach Überzeugung des World Gold Council wird die Schmucknachfrage im laufenden Jahr höchstwahrscheinlich wieder deutlich anziehen.
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Alle Daten sind der Publikation „Gold Demand Trends Full Year 2020“ des World Gold Council vom 28. Januar 2021 entnommen.