Gegenwind aus Genf

Marktkommentar Michael Blumenroth – 16.05.2025

Wöchentlicher Marktbericht

Das Thema der Woche ist und bleibt die Vereinbarung zur Deeskalation des Handelskonflikts, welche die USA und China am vergangenen Wochenende in Genf getroffen haben. Das Ergebnis dieser Gespräche übertraf die kühnsten Erwartungen – ehrlicherweise auch meine eigenen. Die Kontrahenten einigten sich dort nämlich, dass – für zunächst 90 Tage – die US-Zölle auf chinesische Importe von 145 Prozent auf 30 Prozent sinken (10 Prozent globaler Zollsatz + 20 Prozent Zuschlag wegen der Streitigkeiten um die Verantwortung Chinas für die Opioid-Krise in den USA). Die Zölle Pekings auf Einfuhren aus den USA gehen von 125 Prozent auf 10 Prozent zurück. An den Finanzmärkten wäre im Vorfeld der Verhandlungen wohl eher eine Reduktion der US-Importzölle auf chinesische Waren auf 60 bis 80 Prozent konsensfähig gewesen. 

Weniger Leitzinssenkungen erwartet

Ein unerwartet erfreuliches Ergebnis also, sodass die folgenden Marktreaktionen auch mehr als nachvollziehbar waren: Euphorische Kursreaktionen an den Aktienmärkten, steigende Renditen, sowie eine Erholung des im April stark unter Druck stehenden US-Dollars. Eine Gemengelage, die den Goldpreisen strammen Gegenwind lieferte. Zudem wurden an den Finanzmärkten die Erwartungen an Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed aufgrund der nun vermeintlich wieder etwas helleren Konjunkturaussichten für die USA spürbar zurückgefahren: Hatten die Zinsterminmärkte noch vor gut zwei Wochen vier Leitzinssenkungen zu jeweils 0,25 Prozentpunkten bis zum Jahresende eingepreist (die Ratio dahinter war, dass die Fed damit eine sich abschwächende Konjunktur stützen müsste), sind es nun nur noch rund zwei Leitzinssenkungen. Auch für die EZB und andere Notenbanken wurden die Erwartungen an Zinssenkungen zurückgenommen. 

Steigender Handelsoptimismus, fallender Goldpreis

Im Endeffekt bedeutet all dies zusammengenommen, dass aus Sicht der Finanzmärkte der Bedarf an „sicheren Häfen“ aufgrund der Deeskalation im Zollkonflikt zwischen den USA und China momentan als geringer erachtet wird als in den vergangenen Wochen seit der Verkündung der US-Zölle am 2. April. Dies löste eine Verkaufswelle an den Goldmärkten aus – vermutlich primär von kurzfristig orientierten Anlegern, die seit Anfang April Goldbestände aufgebaut hatten.

Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte der Goldpreis bei 3.370 US$ pro Unze. Bereits gleichtägig rutschte der Preis unter die Marke von 3.300 US-Dollar/Unze, nachdem die verhandelnden Offiziellen aus den USA und China für das Treffen in Genf bekanntgegeben wurden, und es klar wurde, dass es ein hochrangiges Treffen werden würde, auf dem auch Entscheidungen fallen könnten. Nach einer moderaten Erholung am Freitag war die Vereinbarung von Genf der Startschuss für eine weitere Verkaufswelle. Am Montag fiel der Goldpreis bis auf 3.207 US-Dollar/Unze und gestern bis auf 3.170 US-Dollar/Unze. Am heutigen Donnerstagmorgen ging die Verkaufswelle noch etwas weiter, weshalb Gold bis auf rund 3.125 US-Dollar/Unze fiel. Es startet um 7 Uhr mit rund 3.130 US-Dollar/Unze in den europäischen Handelstag. Selbst auf diesem Niveau verbleibt aber ein Zugewinn um 19 Prozent seit Jahresbeginn, einen solchen Anstieg können die wenigsten Aktienindizes verzeichnen.

Kann Xetra-Gold die 90 €-Marke verteidigen?

Der Xetra-Gold-Preis verlor naheliegenderweise ebenfalls, etwas gebremst durch den schwächeren Kurs des Euros zum US-Dollar. Während der üblichen Handelszeiten fiel er zunächst von 95,75 € je Gramm am vergangenen Donnerstagmorgen bis auf 91,05 gestern Nachmittag. Den stärksten Tagesverlust erlitten die Preise am Montag. Sollte das Niveau von 7.00 Uhr auch noch zur Börsenöffnung Bestand haben, würde Xetra-Gold heute noch einmal tiefer bei etwa 89,90 € pro Gramm in den europäischen Handelstag starten.

Die Entwicklungen im Handelskonflikt, einige der heute zur Veröffentlichung anstehenden US-Konjunkturdaten und geopolitische Entwicklungen wie beispielsweise das für heute geplante Treffen von Offiziellen aus den USA, der Ukraine und Russlands in der Türkei könnten in den kommenden Tagen Einfluss auf die Preise haben. Es bleibt abzuwarten, wann die Verkaufswelle in Gold vorüber sein wird. Aktuell wendet sich die Aufmerksamkeit der Märkte wieder stark den steigenden Renditen in den USA zu.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erneut sonniges Wochenende. 

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