Die Zahl des Monats: 1966
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 01.06.2022
Fast so alt wie die Nutzung von Gold als Wertanlage ist die Idee, Gold ohne physischen Austausch zu handeln, um die Kosten für Transport und sichere Aufbewahrung zu sparen. Seit der Einführung der ersten großen Rohstoffbörse wird Gold deshalb über Terminkontrakte gehandelt – also bereits seit Jahrhunderten. Deutlich jüngeren Datums ist die Praxis, Wertpapiere zum Börsenhandel mit physischem Gold zu hinterlegen und damit Anleger abzusichern.
Der erste Goldfonds mit physischer Hinterlegung stammt aus Kanada
1961 emittiert, wurde der Central Fund of Canada 1966 erstmals an der Börse in Toronto gelistet. Die Anteile dieses Fonds waren zum größten Teil mit physischem Gold hinterlegt, der Rest in Bareinlagen. Heute für einen Goldfonds eher unüblich, handelte es sich bei dem Central Fund of Canada um einen geschlossenen Fonds, wie man es von Immobilienfonds kennt. Bis der erste Goldfonds in der heute üblichen Konstruktion aufgelegt wurde, sollte es noch bis 2003 dauern. In diesem Jahr wurde der erste Gold-ETF mit physischer Besicherung an der Australischen Börse gelistet. Derselbe ETF– der SDPR Gold Shares – erhielt im folgenden Jahr die Zulassung zum Handel an der New York Stock Exchange. Allein in den ersten drei Handelstagen überstieg die Nachfrage nach Fondsanteilen bereits die Milliarden-Dollar-Grenze.
Statt ETFs werden in der EU Gold-ETCs gehandelt
Die entstandene allgemeine ETF-Euphorie in den USA übertrug sich bald auch auf europäische Anleger. Allerdings gab es in Bezug auf Gold-ETFs einen Haken: Nach EU-Recht muss ein ETF eine gewisse Risikostreuung bieten, wie z.B. ein ETF auf den DAX®. Gold-ETFs können deshalb in der EU nicht gehandelt werden. Dieses Problem wurde allerdings mit der Auflage von ETCs in Form von Schuldverschreibungen mit physischer Besicherung durch Goldbarren gelöst: Das 2007 eingeführte Xetra-Gold beispielsweise entwickelte sich schnell zum meistgehandelten Rohstoff auf Xetra®. Heute (Stand: April 2022) stehen europäische Investments in Gold-ETCs mit einem Bestand von knapp 1.700 Tonnen dem für Gold-ETFs verwahrten Gold in den USA mit 1.990 Tonnen nicht mehr viel nach.