Die Zahl des Monats: 1922
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 01.03.2023
Zwar war mit großem öffentlichen Interesse bereits seit Jahrhunderten nach geheimen Grabkammern von Pharaonen geforscht worden, doch die weltweite Faszination für ägyptische Pyramiden und ihre sagenumwobenen Schätze startete erst 1922 voll durch, als der britische Ägyptologe Howard Carter den Eingang zum Grabmal von Tutanchamun freilegte.
Eine unberührte Grabstätte mit unvorstellbaren Schätzen…
Dass ausgerechnet diese Entdeckung bis heute als der absolute Höhepunkt der Pyramidenforschung gilt, beruht auf zwei Faktoren: Erstens war die letzte Ruhestätte von Tutanchamun im Gegensatz zu den meisten anderen entdeckten Grabkammern von Plünderern weitgehend verschont geblieben, was die Bergung zahlreicher Goldschätze ermöglichte. So waren sein Thron und viele weitere Möbel, Pfeil und Bogen, aufwändig dekorierte Kleidung, Kanopen und Gefäße aus mit Blattgold verziertem Holz oder reinem Gold gefertigt, ebenso wie zahlreiche Grabbeigaben wie z.B. Tierfiguren und Statuen. Das sensationelle Herzstück der Grabkammer war jedoch die berühmte Totenmaske aus einem Edelmetall, das in Ägypten als „Fleisch der Götter“ verehrt wurde: Die Maske besteht aus 11 kg purem Gold.
…und ein genialer Medienprofi
Der zweite entscheidende Faktor: Entdecker Howard Carter erwies sich als ein mindestens ebenso versierter Medienprofi wie Ägyptologe, der seinen Fund von Beginn an öffentlichkeitswirksam mit umfangreichem Bildmaterial vermarktete. Als er die Jahrtausende lang gut versteckte Tür zur Grabkammer Tutanchamuns entdeckte, ließ er sofort alle Bergungsarbeiten ruhen, bis ein professioneller Fotograf vor Ort war, der alle Phasen der Ausgrabung detailliert mit Bildmaterial dokumentierte. Dies führte bei der späteren Publikation zu einer massiven Presseresonanz. Schon damals galt in der Medienwelt: „Seeing is believing“. Auch deshalb wird von den meisten Menschen bis heute die Entdeckung von Tutanchamuns Grabkammer als spektakulärster Fund aus der Pharaonenzeit betrachtet.