Die Zahl des Monats: 1713
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 01.04.2023
Bei Imperatoren, Kaisern, Königen und anderen hohen Würdenträgern unterstreicht seit jeher eine speziell geprägte Goldmünze mit entsprechendem Konterfei die Wichtigkeit der jeweiligen Person. Das ist heute bei dem frischgebackenen König von England, Charles III, nicht anders als 560 vor Christus, als der König von Lydien die erste standardisierte Goldmünze als überregionales Zahlungsmittel einführte.
Fake oder Fakt: der Imperator, den es vielleicht nie gab
Historiker konnten schon immer anhand der speziellen, auf einen bestimmten Herrscher ausgerichteten Prägung einer Goldmünze den Zeitraum der Ausgabe dieses Zahlungsmittels bestimmen. Das änderte sich 1713, als zwei Goldmünzen mit Namen und Konterfei des römischen Kaisers Sponsanius gefunden wurden: Von diesem Imperator hatten Historiker bis dato noch nie gehört. Unter Wissenschaftlern brach deshalb ein langer Streit um die Frage aus, ob die Münzen Fälschungen seien oder nicht, bis schließlich der französische Numismatiker Henry Cohen – damals die absolute Autorität auf diesem Gebiet – im 19. Jahrhundert die Münzen als schlecht gemachte Fälschungen einstufte und so den Zwist unter den Wissenschaftlern beendete. Vorerst jedenfalls.
Jüngste Untersuchungen lassen mehr als nur Zweifel aufkommen
In einem wissenschaftlichen Beitrag in der multidisziplinären Online-Fachzeitschrift „Public Library of Science“ veröffentlichten Forscher des University College London im November 2022 ihre aktuellen Untersuchungsergebnisse der Sponsanius-Goldmünzen – und kamen zu einem völlig anderen Schluss als Henry Cohen. Ihre mit modernsten Mikroskopen durchgeführte Analyse der Goldmünzen hat belegt, dass diese längere Zeit im Umlauf waren und Hunderte von Jahren im Boden vergraben gewesen sein müssen. Anhand der Abnutzungsmuster verorten die Forscher die untersuchten Goldmünzen zeitlich klar in der Antike, wo Sponsanius im dritten Jahrhundert möglicherweise kurzzeitig das höchste Amt in Rom bekleidete.