Die Zahl des Monats: 1521
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 12.12.2022
Rund 2300 Jahre bevor der klassische Goldstandard im späten 19. Jahrhundert die Schaffung einer stabilen Weltwährungsordnung ermöglichte, führte der lydische König Krösus bereits die erste harte Währung in Form von standardisierten Goldmünzen ein – als Zahlungsmittel und Wertspeicher zugleich. Bis heute dient Gold als sicherer Hafen und zuverlässiger Inflationsschutz. Es gibt in der Geschichte jedoch einen Sonderfall, bei dem Gold- und Silbermünzen eine große Inflation befeuerten: die Preisrevolution, die von Ende des 16. Jahrhunderts bis ins 17. Jahrhundert hinein andauerte.
Ausbeutung der Neuen Welt im großen Stil ab 1521
Im Jahrhundert nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus trieb es viele spanische Konquistadoren in die Neue Welt – immer auf der Suche nach „El Dorado“: dem Goldenen. Sie träumten von großen Kulturen, in denen Gold und Silber im Überfluss existierten. Und sie hatten tatsächlich Erfolg: Angefangen mit den Inkas, entdeckten sie zahlreiche Stämme von Ureinwohnern, die tatsächlich Zugang zu Edelmetallen in bis dahin unvorstellbarem Umfang hatten. Gnadenlos begannen die spanischen Glückritter die Ureinwohner zum großangelegten Abbau von Gold und Silber zu zwingen. Dabei hatte der massive Einsatzes von Quecksilber furchtbare gesundheitliche Folgen für die Versklavten.
Teuerungsraten von 350 Prozent in Europa
Das so gewonnene Edelmetall wurde vor Ort in Barren oder Münzen gepresst und dann nach Spanien verschifft, von wo aus die Gold- und Silbermünzen in ganz Europa verbreitet wurden – mit ungeahnten Folgen: Da sich die im Umlauf befindlichen Münzen plötzlich vervielfacht hatten, ohne dass ihnen ein ebenso gesteigertes Angebot an Waren gegenüberstand, stiegen die Preise allgemein massiv an und führten zur ersten großen Inflation in Europa. Dieser Vorgang ist in der Menschheitsgeschichte einmalig.